Seite:OberamtNeresheim0170.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Das Wappen der Stadt ist das der Fürsten von Oettingen; es besteht aus vier Reihen rother stehender und goldener gestürzter Eisenhütlein, dergestalt, daß in der ersten und dritten Reihe drei rothe, von denen die äußern sich im Schildesrand verlieren, und zwei goldene, in der zweiten und vierten Reihe aber rothe sind. In der Mitte liegt über diese Eisenhütlein ein blauer Mittelschild, und über das Ganze ist ein schmales silbernes Andreaskreuz gezogen. Es ist nur ein einziges, noch jetzt gebräuchliches, rundes Siegel der Stadt bekannt, welches das oben beschriebene Wappen enthält, nur daß dasselbe statt eines Helms mit einer Abtsmütze bedeckt ist. Umschrift: S. DER STADT NERESHEIM.

Im Süden des Herdtfeldes liegt ziemlich geschützt auf einem flachen Ausläufer gegen das Egau-Thal die Stadt, an deren nordöstlichem Ende ein kleines Thälchen, das Sauerteich, in das Egau-Thal eingeht. Die Umgegend der Stadt ist etwas eintönig, jedoch nicht ganz ohne landschaftliche Reize, namentlich gegen Osten hin; hier erhebt sich über der Stadt auf einem wohlgerundeten Vorhügel die großartige und schöne Gebäudegruppe des Schlosses (ehemaligen Klosters) Neresheim, und mehr gegen Süden schneidet das Thal der Egau, worin die Stadt eine freundliche Stelle gefunden hat, sich tiefer ein. Frische Wälder beleben hier seine Gehänge und in der schmalen Thalebene schlängelt sich die klare schilfumsäumte Egau durch üppigen Wiesengrund an hübschen Mühlen vorbei. Noch weiter abwärts wird das Thal sehr enge und zieht als ein malerisches, von Felsen umkränztes Waldthal fort. Zunächst der Stadt dehnt sich flachhügeliges Ackerland aus, steigt man aber hinauf zu dem Schloß und vollends auf den Thurm der ehemaligen Klosterkirche, so eröffnet sich eine sehr umfassende Aussicht einerseits über das Herdtfeld, andererseits über die fruchtbare dörfer- und städtereiche Donau- und Lechgegend mit Augsburg, in deren fernem Hintergrunde der schneeglänzende Kranz der Alpen sich majestätisch erhebt.

Die Stadt selbst, an deren Südseite die Egau hinfließt, bildet beinahe ein Eirund und war ringsum mit einer Mauer und einem tiefen Graben umgeben, wovon sich theilweise noch Überreste erhalten haben. Außerhalb der ehemaligen Umfriedigung hat sich im Laufe der Zeit an der Nordseite zunächst der Stadt und an der Straße nach Bopfingen eine von freundlichen Gärtchen belebte Vorstadt gebildet. Die Stadt hatte drei Thore, das Wörnerthor an der Westseite, das Wasserthor an der Südseite und das Klosterthor an der Südostseite. Das neue Thor an der Nordseite wurde erst in den 1820er Jahren durch die Stadtmauer gebrochen. Über den alten Thoren, zu denen Brücken über den Stadtgraben führten, erhoben

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 170. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0170.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)