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Gelegenheit wurden die Schlösser Flochberg und Katzenstein zerstört, Elchingen verbrannt, das Kloster Neresheim geplündert. Als Abt Meinrad 1649 wieder nach Neresheim kam, fand er das ganze Herdtfeld fast als Einöde, die Dörfer fast verlassen, die Acker unbebaut; mit noch einem Religiosen mußte er selbst mit Aas seinen Hunger stillen! Aber schon vom Jahre 1634 heißt es: Die wenigen Menschen sahen vor Hunger und Schwachheit fast nicht mehr wie Menschen aus, fingen Katzen und Hunde aber auch Luder nahmen sie reisenderweise, suchten Wurzeln und Gras zur Nahrung u. dgl. 1660 ist die Rede von dem „noch nicht halberbauten Herdtfeld.“

Die Jahre 1673, 1677–82 brachten wieder viele Durchmärsche, Fouragirungen und Lieferungen; zu einiger Sicherung wollte Oettingen 1682 einen bewaffneten Gemeindeausschuß bilden lassen.

Im Franzosenkriege a. 1688 zog General Feuquière von Nördlingen her nach Dillingen durch den Bezirk überall brandschatzend. 1692–93 gab’s wieder mancherlei Quartiere und eine bedeutende Aushebung.

Im spanischen Erbfolgekrieg zog Mai 1703 der kaiserliche Feldmarschall Styrum über das Herdtfeld nach Ulm; nach einem verlorenen Gefecht kam er zurück bis Nördlingen 28. Sept. und von da über Kirchheim und Bopfingen nach Wasseralfingen (18. October) u. s. w.

Der sächsische General von Schulenburg zog von Nördlingen (8. Oct.) über Neresheim nach Heidenheim u. s. w. Beides natürlich nicht ohne vielfache Belästigung der Umgegend, wozu noch Streifzüge der Franzosen in Ulm kamen (1703 u. 1704). Diese setzten sich in Katzenstein fest und trieben aus der Umgegend Contributionen ein, was zu Baldern einen kleinen Aufruhr veranlaßte. Der wallersteinische Oberamtmann Freihammer nämlich hatte eine Extrasteuer zum Theil durch Dragoner eintreiben lassen, um die französische Contribution zahlen zu können, weil aber das Geld nicht abgeliefert wurde, so fiel eine französische Streifparthie 20. Januar 1704 in Aufhausen ein, verbrannte ein Haus, plünderte und führte fünf Einwohner fort mit der Drohung, wenn das Geld in drei Tagen nicht komme, Röttingen zu verbrennen. Nun wollte in diesen Tagen Oberamtmann Freihammer nach Dünkelsbühl flüchten mit der herrschaftlichen Kasse und die Bauern von Aufhausen, Röttingen, Baldern, Zöbingen rotteten sich deßwegen zusammen und forderten vorher Auslieferung der Contribution oder eine Quittung über deren Ablieferung. Mit Mühe zwangen sie 700 Gulden heraus, zu welchen nochmals 400 Gulden zusammengeschossen werden mußten. Der Oberamtmann aber peinigte nachher die Bauern wegen dieses „Aufruhrs“ mit Untersuchung und Geldexecutionen durch Dragoner.

Im Juni 1704 kamen die verbündeten Heere in die Gegend

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Neresheim. H. Lindemann, Stuttgart 1872, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtNeresheim0159.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)