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hängt. Ein Nebenplätzchen im Zimmer oder am Zimmer heißt wohl auch „Kaffenädle“[ER 1] statt Kabinettle. Die große „Bettstatt“ steht mit Vorhängen versehen in der Stube oder in der „Stubekammer“, wenn dieselbe nicht vom „Härle“ oder „Frale“, den Großeltern belegt ist. Die „B’hälter“ (Kleiderkästen) sind entweder in einem weiteren vorhandenen Gemach oder auf dem „intere Boude“ (untere Bühne) aufgestellt, wo sich auch der „Schrain“, ein niederer, langer Kasten für die „Bendel- und Spitzekappe“, nämlich die flotten Bänder und die großen runden Radflorhauben der Mädchen und Frauen, sowie die „Mehltruche“ befinden. Auch die Schlafstätten fürs Gesinde „Ähalte“ sind im Bühnenraum. Dann kommt der „Öwerboude“, die obere Bühne mit den „Kåra“, (Roggen), Dinkel-, „Hawer-“ und „Gärschte“-Vorräthen. An Geräthschaften finden sich da vor: „’s Mees“, Simri, die „Wendschaufel“, große aus Stroh geflochtene Fruchtkörbe, Wannen u. dgl.

Im Haus befindet sich gewöhnlich unter der „Stäche“ (Stiege) auch der „Hänerstall“ (Hühnerstall).

Der Hof. Der Hof, meist durch Mauer oder Zaun mit großem und kleinem Thor von der Straße abgeschlossen, heißt „Hoffert“ „Houfert“. Die „Mischtstatt“ oft mit dem „Häusle“ (Abtritt) daneben und die „Sauställ“ befinden sich in ihm, vielfach auch ein „Gumpbrunna“ (Pumpbrunnen).

Stall und Scheuer. Von der „Hoffert“ gehts gewöhnlich durch die Scheuer in den „Summergarte“ (Gemüsegarten). Die meist ins Haus eingebauten oder ans Haus oder Scheune angebauten Stallungen werden bei den größeren Bauern in „Gail-“ (Pferde) „Ochse-“ „Kihstall“ oder „Stål“ getheilt. Die Scheuern sind je nach Größe des Gutes ein- oder zweitennig, mit „Ha“ (Heu), Kåra-, Gärschte-båra“ (Barn) versehen. Die oberen Scheunentheile heißen „Inter-“ und „Öwerbälk“ (unteres und oberes Gebälk) vielfach nur mit Stangen belegt. Das oberste dritte Gebälk heißt auch „Katzebälk“.

Kelter. Gewöhnlich ist in der Scheuer auch der „Kalterraum“ mit der „Kalter“, deren einzelne Theile „Kalterdogge“ (Keltersäulen), „Schrauwblåk“ mit der Spindel, das „Biet“ mit 4 „Setz-“, 2 „Daichbriter“ und den nöthigen „Bragga“[ER 2] (den Hölzern die unter die Spindel gelegt werden) und dem „Schuh“ und der „Bietgelta“, der „Dummelbam“ mit dem „Kaltersal“, „Zuchschait“ und dem „Dreimel“ (Sperrholz) heißen.

Errata

  1. S. 166 Z. 2 lies Kaffenädle. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
  2. S. 166 Z. 4 von unten lies Bragga. Siehe Berichtigungen und Ergänzungen, Seite 835.
Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann, Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Mergentheim. W. Kohlhammer, Stuttgart 1880, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OberamtMergentheim0166.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)