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den Lehrer. Die Baulast hat die Gemeinde hälftig mit dem pium Corpus.

Das Rathszimmer ist ziemlich in der Mitte des Orts, in einem der Gemeinde eigen angehörigen Hause. Der andere Theil des Hauses wird für Arme verwendet.

Das Ortsgefängniß ist in der Ortskelter neu hergerichtet und heizbar gemacht.

Ein steinernes Gemeindebackhaus ist an der Hauptstraße des Orts im Jahr 1859 gebaut worden.

Eine Ortskelter mit einem Baum und einer Mosttrotte, welche die Gemeinde zu Anfang der 30ger Jahre vom Staate käuflich übernommen hat, steht unterhalb des Rathhauses an der Hauptstraße des Orts.

Gutes Trinkwasser liefern sieben öffentliche und einige Privatpumpbrunnen. Die Gegend ist überhaupt wasserreich.

Für Feuersgefahr dient der obengenannte mitten durchfließende Bach, an welchem eine Stellfalle angebracht ist.

Die Einwohner, deren Haupterwerbsquellen in Ackerbau, Viehzucht und etwas Weinbau bestehen, sind größtentheils gesunde, wohlgebaute Leute, bei welchen epidemische Krankheiten sehr selten, und namentlich von dem Cretinismus der ersten Region keine Spuren vorkommen. Überall ist hier der im allgemeinen Theile berührte Hohenloher Typus des Brettachgebiets bemerkbar.

Die ökonomischen Verhältnisse gehören zu den besseren. Die Wohlhabendsten besitzen bis zu 46 Morgen, die Mittelbegüterten 12–18 Morgen; die Geringsten 1–2 Morgen Feldgüter. Ganz Besitzlose, die sich nur mit Taglohnarbeiten durchbringen, gibt es nicht wenige, Arme, die an öffentliche Unterstützung Anspruch machen, nur einige Kinder.

Von Gewerben sind eine Schild- und zwei Gassenwirthschaften, eine Krämerei und eine am östlichen Abhange des Orts, an dem von der Brettach ausgehenden Mühlgraben, befindliche Mühle mit zwei Mahl- und einem Gerbgange zu nennen. Handwerker für die nöthigsten örtlichen Bedürfnisse sind vorhanden, außer einem Bäcker und Metzger.

Die klimatischen Verhältnisse sind bei der höheren, dem Ostwind offenen Lage, weniger mild, als in der ersten Region. Frühlingsfröste sind weniger selten als Hagelschlag.

Die im Ganzen 1139 Morg. große Markung enthält 31 Morg. Gärten und Länder, 721 Morg. Äcker, 65 Morg. Weinberge, wovon aber 25 Morg. zu anderen Culturen verwendet sind, 221 Morg.

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_319.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)