Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nachdem die Grafschaft seit 1441 der Kurpfalz gehört hatte (VII, 1) und in diesem Hause an den unebenbürtigen Grafen Ludwig gekommen war, rückte Herzog Ulrich von Württemberg im bayerischen Erbfolgekriege, wo genannter Graf Ludwig auf der Seite des geächteten Pfalzgrafen Ruprecht stand, im Juli 1504 vor die Burg, eroberte sie nach viertägiger Belagerung, erklärte sie und die Grafschaft für erobertes Land und gab sie erst nach 4 Jahren auf dringende Fürbitte mächtiger Fürsten dem Grafen Ludwig von L. gegen Abtretung zweier Dörfer, Gr. und Kl. Ingersheim, unter der Bedingung zurück, daß er sie als ein unter württembergischer Landeshoheit stehendes Lehen betrachte, weßhalb die Unterthanen den Herzogen von Württemberg zu huldigen hätten (VII, 1). Württemberg hatte dem zu Folge von da an einen sog. Reservatenvogt in Löwenstein, welche Stelle längere Zeit dem Oberamtmann in Beilstein übertragen war. Das Patronatrecht wurde den Grafen belassen, das Episcopalrecht aber durch den Special-Superintendenten von Neuenstadt, später von Weinsberg ausgeübt.

Im J. 1512 am 15. Jan. brannte das Schloß Löwenstein gänzlich ab. Bei diesem Brande verunglückte der 19jährige Graf Wolfgang von Löwenstein, der eben seine Vermählung mit Elisabeth von Hohenlohe feiern wollte (Estor kleine Schriften 1, 688).

Im Bauernkriege, 1525, zog eine Abtheilung des hellen Haufens vor Löwenstein, um die beiden Grafen Ludwig und Friedrich zum Eintritt in die christliche Brüderschaft zu zwingen. Da sie geflohen waren, so wurden sie unter Bedrohung der Verwüstung aller ihrer Güter aufgefordert, sich in diesen Tagen persönlich im Bauernlager zu stellen. Auf eine zweite Ladung von Weinsberg aus erschienen die Grafen und wurden nun genöthigt, im Bauernkittel mit weißen Stäben in den Händen zu Fuß mit nach Heilbronn zu wandern, dort mit dem engeren Ausschuß der Bauern zu unterhandeln und die Annahme der berühmten 12 Artikel zu beschwören. Der Sieg des Truchsessen von Waldburg befreite sie wieder.

Der 30jährige Krieg, der schon im J. 1622 von der Schlacht bei Wimpfen seine Schreckensdonner auf diese Höhen herauf hatte ertönen lassen, brachte nach der Schlacht von Nördlingen die übermüthigen, fanatisirten Sieger über Hall her auch vor Burg Löwenstein, welche wie so manche Burgen und Städte Württembergs im Rauch aufging und seither in Trümmern liegt. Kaum daß das kurz zuvor gebaute untere Schloß und das Städtchen diesem Schicksale entgiengen.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 280. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_280.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)