Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

12) Das schon oben erwähnte Theusserbad und die ganz in dessen Nähe liegende

13) Ziegelhütte sind etwa 1/8 Stunde (geometrisch) vom Städtchen entfernt, im ganz schmalen Thaleinschnitte der Sulm, tief am westlichen Fuße des Berges, auf welchem Löwenstein thront und durch einen steilen Fußweg, zum Theil durch Staffeln mit der neuen, den Berg hier umschlängelnden Steige verbunden. Des aus dem Thälchen hinausführenden, unterhalb der Seemühle in die Poststraße einmündenden, schmalen, steinigten Vicinalsträßchens, welches aber der Staat zu unterhalten hat, ist bei 8) und 10) gedacht worden. Das von der unweit entspringenden Sulm gebildete, von Südost gegen Nordwest ziehende Thälchen, ist auf seinem östlichen Abhange von Baumwiesen, auf seinem westlichen von Wald überragt.

In geognostischer Beziehung findet sich hier Keuperformation mit Gypslagern, aus welcher mehrere gyps- und bittersalzhaltige Quellen am Fuße des Berges entspringen, von welchen zwei gefaßt sind. Auch trifft man ganz in der Nähe des Bades einen reichhaltigen Vitriolschiefer, aus welchem viele Jahre Vitriol und Bittersalz gewonnen wurde.

Das dreistockige, zu Anfang dieses Jahrhunderts gebaute Badgebäude mit seinem Garten, nimmt die ganze Breite des Thälchens ein. Unten sind die Wirthschaftszimmer und gegen den Garten hinaus 7 Badezimmerchen mit Badewannen und doppelter Hahneneinrichtung. Gegenüber, am Fuße des Berges, sprudelt die Quelle, welche in das nebenanstehende Kesselhaus zum Sieden und von da durch unterirdische Röhren in die Badcabinette geleitet wird.

Wenige Schritte unterhalb dem Badehause liegt das fürstliche Lustschlößlein von eigenthümlicher Bauart, rings von einem See umgeben, über welchen eine Brücke führt, welche so laut als das Schlößlein selbst an den Zahn der Zeit mahnt.

Oberhalb dem Badehause, vor dem ehemaligen östlichen Thore, an welchem auch eine gefaßte Quelle guten, süßen Wassers läuft, ist ein Damm mit einer Reihe alter, schattigter Linden, unter denen die Badgäste und ihre Besucher ehemals traulich tafelten und daneben eine Kegelbahn und eine geräumige Stallung.

An dem den steilen Berg zum Städtchen hinauf führenden Staffelweg steht ein altes Kirchlein, welches im vorigen Jahrhundert für die Badgäste gebaut und an Jakobi 1731 von dem damaligen Löwensteinischen Hof- und Stadtprediger Greineisen eingeweiht wurde, aber bei der Abnahme der Badfrequenz längst verlassen und in dem letzten Jahrzehnte zu einer Bierbrauerei eingerichtet worden ist.

Empfohlene Zitierweise:
F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_277.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)