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1707 verbrannte es mit allen Materialien; das wiederaufgebaute brannte abermals im Februar 1725 nieder und wurde im Jahr 1732 massiv bis zum Giebelstock, in welchem ein Herrschaftskasten ist, aufgeführt. In Folge der Ablösung entbehrlich, wird es eben jetzt von der Finanzverwaltung verkauft.

Die herrschaftliche Zehntscheuer, mit einem schönen, großen Keller darunter, genannt der tiefe Keller, unweit des vorgedachten Bandhauses, etwas tiefer als dieses gelegen, im J. 1707 ebenfalls abgebrannt und in den folgenden Jahren wieder aufgebaut, ist in Folge der Zehntablösung durch Verkauf in das Privateigenthum eines Bürgers übergegangen.

Das Oberamtsgerichtliche- und Oberamtsgefängniß, Aloisle genannt, in der unteren Stadt an der südlichen Stadtmauer und der sogen. Bleiche, zunächst dem Stadtcanal gelegen, mit geschlossenem Hof und Thürmchen sammt Glöcklein; zugleich Wohnsitz des Oberamtsgerichtsdieners. Auf Kosten der Amtscorporation erbaut (1805/6) wurde es nach Errichtung eines Oberamtsgerichts anno 1822 auf herrschaftliche Kosten erweitert, um im 2. Stock feste oberamtsgerichtl. Gefängnisse einzurichten. Seine Lage am äußersten Rande der Stadt und seine große Entfernung vom Oberamtsgerichts-Gebäude machen längst eine Änderung wünschenswerth, welche denn auch beschlossen ist.

Der seit der Zehntablösung abgegangene 3fache Fruchtkasten auf dem Decanathaus und der auf der Kelter am oberen Thor sind schon oben erwähnt worden.

Von ansehnlichen wohlgebauten Privatwohnungen sind zu nennen: die massiv von Stein gebauten Wohnhäuser der Werkmeister und Ökonomen Hildt, Vater und Sohn, vor dem oberen Thor, die Dichterwohnung Just. Kerner’s mit hinten angebautem Schweizerhaus, am sogen. grasigen Haag und Weg zur Burgruine, das Fetzersche Haus am oberen Thor, ebendaselbst das Gasthaus zur Traube; innerhalb des oberen Thores, von welchem lange noch die steinernen Pfeiler standen und einer noch steht, das ehemalige Oberamtsgerichtsgebäude, nunmehr Kaufmann Ruthard’sche Haus, der Gasthof zum Adler; am Markt die Apotheke, das Postgebäude und das Gasthaus zur Sonne.

Trinkwasser liefern, nicht in bester Qualität, weil gypshaltig, 6 laufende öffentliche, 1 öffentlicher und mehrere Privatpumpbrunnen. Das bessere und reinere gibt der nur einröhrige Brunnen vor dem unteren Thor am Jägerhausweg. Der am unteren Markt und an der Hauptstraße stehende Marktbrunnen ist 3röhrig, mit eisernem Brunnenkasten und mit Inschrift. Der in der unteren Gasse stehende sog. Spitalbrunnen nächst dem ehemaligen Spital ist 3röhrig, hat einen

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_145.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)