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die am Thurm der Burg Weibertreue, der Rand des Thurmes 976′. Die Stadt ist Sitz des Oberamtsgerichts und Gerichtsnotariats, des Oberamts, Oberamtsarztes, Oberamtswundarztes und Oberamtspflegers, eines evang. Decanatamts, eines Diaconats (zugleich Pfarramts Ellhofen), des Cameralamts, eines Oberamtsgeometers und Umgeldsbeamten. Auch ist hier eine Postexpedition, künftig auch Bahnhofverwaltung, und ausser dem Oberamtsarzt der Oberamtswundarzt zugleich praktischer Arzt, und ein Oberamtsthierarzt.

Grundherrliche Rechte und Zehnten gehörten bis zur Ablösung getheilt der herrschaftl. Kellerei und geistl. Verwaltung (von dem Kl. Schönthal, den Stiften Comburg und Oberstenfeld), 1 Theil der Hospitalpflege Weinsberg, den Freiherrn v. Berlichingen, den Fürsten von Löwenstein und der Pfarr- und Stiftungspflege Heilbronn.

Die ziemlich kleine Stadt ist amphitheatralisch an den südöstlich vorspringenden Fuß des sog. Burgberges angebaut, gegen N. über das Sulmthal 60–70′ sich erhebend, gegen S. in das Thälchen des sog. Saubaches sich herabsenkend, während der gedachte Fuß des Burgberges nördl. von der Stadt in das 60–70′ tiefere Sulmthal, genannt Weinsberger Thal, hinabspringt. Vom südlich gelegenen Jägerhausberge aus bietet dieselbe in ihrem amphitheatralischen Ansteigen gegen den Burgberg und seine Ruinen eine sehr malerische Ansicht, wie sie auch, von der Burgruine aus gesehen, recht freundlich zu deren Füßen liegt. Die dieser Beschreibung beigegebene Ansicht zeigt Stadt und Burg von dem Punkte aus, wo der Bahnhof der Eisenbahn Heilbronn–Öhringen–Hall zu stehen kommen wird.

Die Lage der Stadt ist im Allgemeinen eine gesunde und sehr milde, gegen NW. durch den Burgberg, an den sie sich anlehnt, gedeckt, gegen S. den Sonnenstrahlen offen, vor den Nebeln des westlichen Neckarthales durch den dazwischen liegenden Jägerhaus-, Galgen- und Wartberg geschützt. Die Anlage der Stadt ist ziemlich unregelmäßig und mit Ausnahme der Mittelstraße, welche sie von W. nach O. quer durchschneidet und der 2 mit ihr fast parallel laufenden Gassen, der oberen und der unteren, von S. nach N. gegen den Burgberg ziemlich schroff, zum Theil mit Staffeln und unbefahrbar ansteigend. Die Ortsstraßen sind durchaus gepflastert, – mit Ausnahme der neuen Straße nach Heilbronn vom Markte an – sehr enge, zum Theil krumm und weil sie weniger austrocknen können, ziemlich unreinlich. Die Mittelstraße wird vom 1. Okt. bis 1. April mit Schieferöl nothdürftig beleuchtet. Der mit harten Steinen gepflasterte, länglicht 4eckige Markt ist gegen S. sehr abhängig und rings von ansehnlichen Gebäuden, wie der Oberamtei, dem Rathhaus,

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F. L. I. Dillenius: Beschreibung des Oberamts Weinsberg. Karl Aue, Stuttgart 1861, Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAWeinsberg_132.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)