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selten mehr ein. Auf der Markung sind wenige gute Brunnquellen, die bei anhaltender Trockenheit zum Theil versiegen; im Schaichthale befindet sich der sog. Heilbrunnen, welcher in früherer Zeit als Mineralquelle galt, jetzt aber nicht mehr beachtet wird; ferner zieht sich zwischen hiesiger und Altenriether Markung ein Rinnsal, der sog. Höllenbach hin, der bei anhaltendem Regen großen Schaden anrichtet, indem das herabstürzende Wasser bedeutende Steinmassen mit sich fort reißt und die Wiesen im Neckarthal damit überschüttet.

Vicinalstraßen führen nach Walddorf, nach Aich und nach Neckarthailfingen.

Die Einwohner, ein gesunder Menschenschlag, sind fleißig, betriebsam und sparsam; ihre Volkstracht haben sie beinahe ganz abgelegt.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau, Viehzucht und Obstzucht, daneben aber werfen die großen am Nord- und Südabhang der Markung gelegenen Steinbrüche (grobkörniger Keupersandstein), deren Steine bis nach Köln zum Dombau gehen, einen sehr namhaften Ertrag ab; auch Mühlsteine werden hier gewonnen und weithin abgesetzt. Die übrigen Gewerbe dienen nur den örtlichen Bedürfnissen; eine Schildwirthschaft und 3 Kramläden bestehen.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner gehören zu den mittleren; der begütertste Bürger besitzt 25–30, der sog. Mittelmann 10–12 Morgen Grundeigenthum; die am wenigsten bemittelten haben nur etliche kleine Güterstücke. Beständige Gemeindeunterstützung erhalten gegenwärtig 3, zeitweise 12–15 Personen.

Die mittelgroße, in die Länge gedehnte Markung bildet einen Flachrücken, der gegen das Schaichthal steil und hoch, gegen das Höllbachthälchen aber sanft abfällt, während der Bergrücken selbst eben genannt werden darf; mit Ausnahme des bewaldeten Abhangs gegen das Schaichthal wird die Markung durchaus für den Feldbau benützt.

Der im allgemeinen fruchtbare Boden besteht meist aus Lehm und eignet sich vorzüglich für die Obstbaumzucht, die hier sehr ausgedehnt getrieben wird und die schönsten und kräftigsten Bäume aufzuweisen hat.

Das Klima ist günstig und erlaubt noch das Fortkommen von feineren Kulturgewächsen; die wegen der hohen Lage meist etwas bewegte Luft ist gesund und frisch. Frühlingsfröste und kalte Nebel sind selten, ebenso Gewitter und Hagelschlag. Die Gewitter entladen

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 468. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_468.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)