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Filiale der Kirche sind Jettenburg und Immenhausen.

M. bildete mit den Orten Immenhausen, Jettenburg, Ohmenhausen und Wankheim ein Kirchspiel und dieses hatte sein eigenes Gericht, das Kirchspielgericht genannt, bei welchem auch die Einwohner von Kirchentellinsfurth, Kusterdingen und Wannweil ihr Recht holten, weßwegen es auch das zulaufende Gericht hieß. Bei letzteren Orten war es gesetzlich, daß wenn ein Beklagter auf Verlangen des Klägers nicht vor Gericht erschien, er zwei Schillinge Strafe zahlen mußte. Es wurde an Sonn- und Feiertagen nach geendigtem Gottesdienst gehalten. Der Schultheiß von M. als Stabhalter erwählte durch Ergreifen oder Stehenheißen innerhalb der Kirchhofmauer die 24 Richter, aus denen es bestand. Nachdem jedoch M. an Württemberg gekommen war, verbot dieses das Gericht allhier, weil es an Sonn- und Feiertagen gehalten wurde, und verlegte es nach Jettenburg, wohin die dazu gehörigen Orte gerichtbar gemacht wurden. (Georg Dav. Beger Von dem gantz in Vergessenheit gerathen gewesenen uralten Kirspel- und zulauffenden Gericht zu M. Reutlingen 1762. 4. Cleß C, 652. Gayler Reutl. bis 1577. S. 117 ff.).


Nehren,

Gemeinde II. Klasse mit 1163 Einwohnern, worunter 4 Kath. – Ev. Pfarrei; die Kath. sind nach Tübingen eingepfarrt. 23/4 St. südlich von Tübingen gelegen.

Der Ort hat eine hübsche freie Lage auf dem zwischen dem Steinlachthale und seinem Seitenthale, dem des Opizbaches, sich unbedeutend erhebenden Nehrenberg. Der freundliche, ganz von Obstbaumwiesen umgebene Ort ist ziemlich langgestreckt und zieht sich mit seinem südöstlichen Theile über ein kleines Seitenthälchen des Opizbaches her. Um die breiten, ebenen und wohlgekandelten Straßen stehen, von Hofräumen unterbrochen, ziemlich regelmäßig die tüchtigen Bauernhäuser, mit den Giebeln meist gegen die Straße gekehrt.

Die kleine, unscheinbare Kirche liegt am Nordwestende des Dorfes und hat zum Theil noch Spitzbogenfenster, denen die Füllungen fehlen; der Chor schließt mit einem halben Achteck. Das flachgedeckte Innere ist durch Emporen verbaut, an einer ihrer gedrehten Holzsäulen steht 1587; dieselbe Jahreszahl findet sich außen am Giebel. Der Taufstein ist gothisch, achteckig und hohl. Der große, von 2 starken Strebepfeilern flankirte Thurm steht nördlich an der Kirche, hat unförmliche Fenster und ein Satteldach; an seinem untern flachtonnengewölbten Geschoß befindet sich eine alte mit schönem Schmiedeisenwerk

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 438. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_438.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)