Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

die Stifterin, seine Gemahlin Magdalena von Ehingen, geb. von Gemmingen mit ihren Töchtern Agnes und Elisabeth; am Kreuzesstamme steht 1567.

Außerdem befinden sich hier noch zwei gemalte Epitaphien eines Johann und eines Georg von Ehingen; ferner die Ölgemälde, die einst im Rittersaale hingen und jene Könige und Kaiser lebensgroß darstellen, welche Georg von Ehingen auf seinen weiten Fahrten besuchte und von denen wohl einer seiner Nachkommen Bildnisse anfertigen ließ. Die in die Kapelle führende Pforte hat eine schöngeschnitzte gothische Holzthüre. Meist aus dem 16. Jahrhundert stammen die Nebengebäude, welche im Südosten an das Schloß sich reihen. Vor dem alten Thurme befindet sich ein runder Ziehbrunnen und an der inneren Seite der südlichen Umfassungsmauer ein laufender, über dem ein hübsches Renaissanceornament eingemauert ist.

Die Baumreihen des großen herrlichen Schloßgartens führen vom alten zum neuen Schlosse, das in modernem Geschmack erbaut, innen schön eingerichtet ist und sehr angenehm gegen die Rottenburger Straße hin liegt. Es ist vom älteren Freiherrn von Tessin bewohnt.

Gutes Trinkwasser liefern hinreichend zwei laufende und sechs Pumpbrunnen; auf der Markung entspringen nur wenige Quellen, darunter eine südöstlich von Kilchberg am Waldtrauf, welche die laufenden Brunnen im Ort speist, und der 1/2 Stunde südöstlich vom Ort entfernte Langweiler Brunnen, einer der Ursprünge des Landgrabens, eine starke und gute Quelle; der Hirschbrunnen im Klosterwald ist ein sog. Hungerbrunnen. Der Neckar fließt an der nördlichen Grenze der Markung hin; seine früher auf der Markung befindlichen Altlachen sind jetzt in Wiesengrund verwandelt. Im Ort ist eine Wette angelegt.

Die Staatsstraße von Tübingen nach Rottenburg führt nördlich vom Ort am neuen Schloß vorüber; auch die Eisenbahn zieht über die Markung und hat nordwestlich vom Ort eine Station mit Postexpedition „Kilchberg“; Vicinalstraßen gehen nach Bühl und Weilheim.

Die Einwohner sind im allgemeinen gesunde kräftige Leute, dabei fleißig, sparsam und geordnet; es gibt gegenwärtig ziemlich viele Ortsangehörige, die über 70, und drei die über 80 Jahre zählen; bei den älteren Personen herrscht noch die kleidsame Volkstracht, wogegen die jüngeren sich leider mehr und mehr zur städtischen neigen.

Haupterwerbsquellen sind Feldbau und Viehzucht; Steinbrüche

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_403.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)