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Weil aber die Tübinger beim Aufruhr des armen Konrads sich so treu erwiesen hatten, ertheilte Herzog Ulrich der Stadt den 18. August 1514 einen Gnadenbrief und bestimmte, daß künftig in ihrem Wappen über der rothen Fahne im goldenen Feld stehen sollten zwei Arme über einander geschränkt mit Hirschhörnern in den Händen, wie es in dem Fähnlein zu sehen, welches er der städtischen Mannschaft für den Heimweg schenkte, damit ihre Nachkommen in Erinnerung hievon in die Fußstapfen ihrer Voreltern treten möchten. Noch im nämlichen Jahr stach man auch ein neues Siegel, worin über dem spanischen Schild mit der Fahne die oben beschriebenen Arme zu sehen sind, zwischen denen die Jahrszahl 1514 steht. Inschrift auf einem mehrfach geschlungenen Bande: S. Civium. de. Tuwingen. Das neuere noch jetzt zum Gebrauch dienende runde Siegel ist kleiner und hat die Umschrift: Sigilium. Civium. de. Tubinga.

Was endlich die Überreste aus grauer Vorzeit betrifft, so liegt außer Zweifel, daß die Römer, welche in dem nahen Rottenburg ihre Hauptstadt des römischen Zehentlandes Samulocenis gegründet und sich überhaupt in der ganzen Umgegend so vielfältig angesiedelt hatten, den in militärischer Beziehung überaus günstigen Punkt beim Schloß Hohen-Tübingen nicht unbenützt ließen. Hier auf dem schmalen Bergrücken, der gleichsam den Schlüssel einerseits durch das Neckarthal nach Samulocenis, andererseits durch das Ammerthal zu dem von den Römern so sehr bevölkerten Gäu bildete, war eine Befestigung nothwendig geboten; die Vermuthung, daß die Burggräben beim Schloß, wie auch der Graben, durch den später der Ammerkanal geführt wurde, theilweise ein Werk der Römer seien, ist daher keine zu gewagte. Übrigens abgesehen hievon, zeugen die in Tübingen zusammen laufenden Römerstraßen, wie auch der daselbst aufgefundene römische Denkstein entschieden für eine hier gestandene befestigte römische Niederlassung (s. hier. den Abschnitt Alterthümer).

Aus altgermanischer Zeit haben sich noch Grabhügel auf dem Ammerberg (Spitzberg) und im Tübinger Stadtwald erhalten.

Auf einem Vorsprung des Ammerbergs gegen das Neckarthal

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_271.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)