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1) Das obere Neckarthal (Derendingen, Weilheim, Kilchberg), welchem die im untern Ammerthal gelegene Stadt und Lustnau theilweise noch angehört; 2) die beiden zur Linken und Rechten des Neckars sich erhebenden Liasebenen, von denen die erstere unter dem Collektivnamen des Walddorfer Amts die Orte Pliezhausen, Gniebel, Dörnach, Rübgarten, Walddorf, Häslach, Schlaitdorf in sich begreift, die zweite unter dem Namen des Unteramts Kirchentellinsfurth, Degerschlacht, Sickenhausen, Rommelsbach, Altenburg, Oferdingen zusammenfaßt; 3) das Steinlachthal (Dußlingen und Nehren); 4) die Härdter (Härdtlen), ein zwischen dem Neckar, der Steinlach, der Echaz und der Linie des braunen Jura gelegenes Plattviereck (Wankheim, Mähringen, Immenhausen, Jettenburg, Kusterdingen); 5) der Schönbuch (Hagelloch,[1] Bebenhausen, Dettenhausen), während das auf luftiger Höhe stehende Pfrondorf nirgends unterzubringen ist und das in ein Albquerthal eingesenkte und an den Fuß des Roßbergs sich anlehnende Gönningen ein Enclave des Reutlinger Bezirks bildet.

Die Gesamtbevölkerung darf als ein kräftiger Mittelschlag zwischen dem Oberschwäbischen und dem Unterländer bezeichnet werden. Auf Schönheit hat er so wenig Anspruch zu machen als irgend ein schwäbischer Zweig, doch heben sich die Bewohner des Steinlachthals und der Härdter von der Masse vortheilhaft ab, da dieselben nicht allein durchschnittlich einen feineren, edleren Typus, sondern auch manche recht hübsche Gestalten aufweisen.

In mehreren durch den ganzen Bezirk zerstreuten Gemeinden findet sich beim männlichen Geschlechte ein auffallender Hochwuchs, wahre Enakskinder, so in Jettenburg, Sikenhausen, Degerschlacht, Hagelloch. Im Allgemeinen aber fällt das Größemaaß des Bezirks ziemlich in das Mittel des Landes, wie sich aus dem 24jährigen Durchschnittsmaß der Conscribirten (1835–1857)[2] ergibt. Hienach hat der Bezirk unter 100 Pflichtigen 7,75 wegen zu geringer Größe, 41,41 wegen sonstiger Gebrechen und 52,61 überhaupt Untüchtige, wornach derselbe in Betreff des ersten Moments die 27ste, in Betreff des zweiten die 40ste, in Betreff des dritten die 26ste Stelle unter den Bezirken des Landes einnimmt, also noch in die bessere Hälfte zu stehen kommt. Nach einer 20jährigen Durchschnittsberechnung der Gebrechen (1857–67) verhalten sich zur Gesamtzahl:


  1. Dem Typus und der Volkstracht nach schließt sich Hagelloch dem Ammerthale an.
  2. Württemb. Jahrb. 1857, S. 158.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_110.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)