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der sog. Mikromammalogie: Fledermäuse, Spitzmäuse und die kleineren Nager.

Die Zahl der hier vorkommenden Vespertilionen läßt sich noch nicht bestimmen; die gewöhnlichste ist Vespertilio murinus L., ab und zu erhält man Vesperugo serotinus Daub. und V. noctula Daub., dann V. discolor Natt., ferner die Zwergfledermaus (Vesperugo pipistrellus Schreb.). Vesperugo Leisleri Kuhl., eine auch in Bayern äußerst seltene Fledermaus, hat Günther hier (1854) erbeutet. Plecotus auritus L., breitöhrige Fledermaus ist nicht selten; die nirgends häufige Synotus barbastellus Schreb. wurde 1857 gefangen. Die große und die kleine Hufeisennase, Rhinolophus ferrum equinum Schreb. und Rh. hipposideros Bechst. (letztere schon 1853 von Günther „in alten Gebäuden Tübingens“ beobachtet) ist mir in den letzteren Jahren ebenfalls mehrfach zugebracht worden.

Aus der Gruppe der Spitzmäuse sind bekannt geworden: Sorex (Crossopus) fodiens Pall. (Wasserspitzmaus); S. tetragonurus Herm. (Waldspitzmaus); S. (Crocidura) leucodon Herm. (Feldspitzmaus), und S. (Crocidura) araneus Schr. (Hausspitzmaus). Alle diese Arten sind bekanntlich nichts weniger als leicht zu beschaffen, obgleich manche, wie z. B. Sorex fodiens, nicht selten sind, weßhalb gar wohl auch in hiesiger Gegend die Zwergspitzmaus (Sorex pygmaeus Pall.) vorhanden sein kann, ohne daß sie bis jetzt gesehen worden wäre; freilich wurde das gewiß trefflichste Mittel, sich über das Vorkommen der kleineren Säuger einer Gegend zu unterrichten, das Durchsuchen der Gewölle der Eulen nämlich, noch nicht in Gebrauch gezogen. – Der Maulwurf (Talpa europaea L.) ist häufig; lichtgraue, weiße oder hellgelbliche Individuen sind hier äußerst selten. Schübler gedenkt vom Jahr 1820 eines hier gefangenen gelblichweißen Maulwurfs.[1] – Nicht sehr selten ist auch noch der Igel (Erinaceus europaeus L.).

Der Dachs (Meles taxus Schr.) fand sich in den zwanziger Jahren „ziemlich häufig in den hiesigen Umgebungen, namentlich an den Seitenbergen der Steinlach und am Kreuzberg bei Roseck“; auch jetzt kommt er immer noch einzeln vor. Die beiden Exemplare der hiesigen Sammlung sind im Cresbacher Jagdgebiet geschossen; das eine


  1. Bei Würzburg, wo ich seiner Zeit wegen anatomischer Studien viele Exemplare des Maulwurfs auftrieb, kamen mir gelbweise Thiere alle Jahre in die Hände.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Tübingen. H. Lindemann, Stuttgart 1867, Seite 081. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OATuebingen_081.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)