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und Dorf mit allen Zu- und Eingehörden samt Worndorf (bad. Amts Stockach) auf seinen Enkel Konrad Sigmund von Freiberg über, für welchen sein Großvater noch zu seinen Lebzeiten im J. 1606 die Huldigung hierselbst einnehmen ließ, die gewöhnliche Erbhuldigung nach dem Anfall der Erbschaft von den Unterthanen aber erst geleistet wurde, nachdem seine Vormünder sich den 27. Apr. 1609 wegen der Aufrechthaltung der alten Gebräuche, Rechte und Gerechtigkeiten mit der Gemeinde verglichen hatten. Im Besitze dieser Familie (Altheimer Linie) blieb denn auch der zum Ritterkanton Neckar-Schwarzwald gehörige Ort bis zum J. 1805 und wurde im J. 1670 mit einem immerwährenden Fideicommiß für den Stamm und Namen derer von Freiberg belegt, welches im J. 1675 die kaiserliche Bestätigung erhielt (Röder, Lexikon von Schwaben 2. Aufl. 2, 1106). Noch die österreichische Jurisdiktionstabelle von 1804 führt ihn als Eigenthum des Freiherrn von Freiberg, die Landeshoheit als strittig, Blutbann und Geleit bis an die Rottweiler Grenze als österreichisch, die Forstherrlichkeit zu einem kleinen Theile als österreichisch auf. Einige Zeit lang war der Besitz übrigens getheilt, daher auch neben dem alten (oberen) Schloß ein neues (unteres) gebaut wurde.

Durch Rescript der österreichischen Regierung zu Innsbruck vom 11. Apr. 1630 wurde eine große Menge von Streitigkeiten (betr. Waiderechte, Allmanden, Annahme von Bürgern und Taglöhnern, Frohnen, Leibeigenschaft u. s. w.) zwischen Konrad Sigmund von Freiberg und seinen Unterthanen zu Wellendingen beigelegt, überhaupt das Rechtsverhältniß zwischen der Herrschaft und den letzteren geordnet; den 18. März 1648 ließ die Gemeinde ihre „weit über Menschengedenken hergebrachten alten Gebräuche und Gerechtigkeiten“ zu Rottweil durch einen verordneten Ausschuß ordentlich angeben, verzeichnen und beschreiben.

Im J. 1825 kaufte die Gemeinde von der in Concurs gerathenen Herrschaft sämtliche noch nicht veräußerte Güter und Gebäude mit allen Gerechtigkeiten um 42.000 fl. Sie richtete das vormalige alte Schloß an der Stelle des früheren jetzt um 1500 fl. veräußerten Schul- und Rathhauses für diese Zwecke ein, riß ein ehemaliges Sommerhaus als baufällig ein, verkaufte das untere Schlößchen als Gasthaus, brach 2/3 des umfangreichen Ökonomiegebäudes ebenfalls ab, richtete den Rest zur Scheuer und Stallung für die Gemeinde ein, verkaufte die Güter, darunter den sehr geräumigen Schloßhof und Schloßplatz an einzelne Bürger. Nur den Zehenten hatte die Stadtpflege Rottweil, die Waldungen die Stiftungspflege Rottweil

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 545. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0545.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)