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Im gewölbten mit gedrückt spitzbogigem Triumphbogen sich öffnenden Chor sind kleinere Fresken und ein schöner neugothischer Hochaltar. Die hübsche Renaissancekanzel zeigt wieder die Statuetten der vier Kirchenväter. Unter den Holzbildern auf den Altären befinden sich einige alte.

Der um die Kirche gelegene ummauerte Friedhof besitzt freundliche Grabdenkmälchen und treffliche Schmiedeisenkreuze.

Das in der Nähe der Kirche gelegene dreistockige Pfarrhaus ist schon sehr alt und erhielt im Jahr 1827 einen Anbau; es wird, wie auch die Kirche, von der Kirchenpflege unterhalten. Vor etwa 40 Jahren wurde der sog. Spitalhof, ein großes dreistockiges Gebäude, von der Gemeinde erworben und in demselben ein Schulzimmer, die Wohnung für den Schulmeister und die Gelasse für den Gemeinderath eingerichtet. Ein Armenhaus ist vorhanden.

Gutes, zum Theil sehr gutes Trinkwasser liefern hinreichend 7 laufende- und 20 Pumpbrunnen; es bestehen zwei Wasserleitungen, eine von etwa 600′ Länge zu 2/3 in eisernen und zu 1/3 in hölzernen Deucheln und eine von etwa 400′ Länge in hölzernen, letztere ist Eigenthum des Ortsmüllers und liefert vorzügliches Wasser. Überdieß fließt die Eschach mitten durch den Ort und der Teufenbach greift noch in den westlichen Theil der Markung ein. Auch ist die Markung westlich von dem Eschach-Thale reich an Quellen.

Die fleißigen Einwohner, von denen gegenwärtig nur eine Person über 80 Jahre alt ist, finden ihre Haupterwerbsquellen in Feldbau und Viehzucht, während die Gewerbe nur den örtlichen Bedürfnissen dienen, mit Ausnahme einer Mühle mit 3 Mahlgängen, einem Gerbgang und einer Hanfreibe, einer gewöhnlichen Leinwandfärberei und zwei Schildwirthschaften, worunter eine mit Bierbrauerei. Auch befinden sich 2 Kramläden im Orte. Als Nebengewerbe wird das Korbflechten von einem Mann, der seine Waare ins Badische absetzt, getrieben.

Die Vermögensverhältnisse der Einwohner sind befriedigend, indem der vermöglichste Ortsbürger 80 Morgen, der sog. Mittelmann 20–30 Morgen und die minder bemittelte Klasse 5–10 Morgen Grundeigenthum besitzt. Einer Unterstützung von Seiten der Gemeinde bedarf gegenwärtig niemand.

Die im Verhältniß zur Einwohnerzahl mittelgroße, von Ost nach West sehr in die Länge gedehnte Markung besteht mit Ausnahme der nicht unbeträchtlichen Thalgehänge der Eschach und der minder bedeutenden des Teufenthals aus einer flachwelligen, von mäßig eingefurchten Rinnen und Mulden durchzogenen Hochebene und hat im allgemeinen einen mittelfruchtbaren, theils schweren,

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 524. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0524.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)