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Schlußsteinen, das auf schlanken Dreiviertelssäulchen ruht; Alles jetzt mit Zopffiguren bemalt. Die drei Altäre, sowie die Kanzel, sind im Rococostil gehalten, der hübsche Taufstein ist spätgothisch und mit reichen Maßwerken umflochten. Den laut Inschrift 1751 geweihte Hochaltar schmückt ein großes Ölbild: Laurentius auf dem Rost; den linken Seitenaltar ein älteres aber übermaltes, und über dem Triumphbogen prangt eine große Holzskulptur im Rococostil: Gott Vater mit vielen Engeln. Die Kirchenbänke sind an den Seitenlehnen lebhaft geschnitzt, an einem sieht man auch das Jahr der Verfertigung 1714, an einem andern den Namen des Meisters „Hilm“ und seinen Wappenschild, ein Rad enthaltend. An der Südwand des Schiffes steht der Grabstein des: Tobias Ernst Freyherr von und zu der Schleüß, Herr zu Berg Haupten und Illenbach, Dero Röm. Kayß. Maje. würckhlicher Truckhses und Oberst Lietenandt. † 12. May anno 1710, 62 Jahr alt; – und seiner Frau: Maria Jacobea, Frey Frau von und zu der Schleuß, geb. Meckhin von Balgheim, † 15. Aug. 1706, 55 Jahr alt. Im Chore führt ein schönes Spitzbogenpförtchen, dessen Lünette mit gothischem in Holz geschnitztem Laubwerk erfüllt ist, in den nördlich angebauten unten kreuzgewölbten Thurm. An der Westwand sieht man den Grabstein des Jos. Ant. Ign. Herderer, der 35 Jahre lang hiesiger Pfarrer war, geb. in Rottweil den 17. März 1695, † 16. Sept. 1755, 60 Jahre alt. Darüber sein in Öl gemaltes Bildniß, und über dem Triumphbogen groß sein Wappen; ohne Zweifel ließ er den Chor ausmalen. Der fünfstockige Thurm hat geschmackvoll gefüllte spätgothische Schallfenster und noch das ursprüngliche Satteldach, dessen schlanke Giebel von zwei Vierblattrosetten belebt werden, und ist in diesen Gegenden ein seltenes Beispiel eines echten alten gothischen Thurmes.

Die große zweistockige, in Renaissanceformen aufgeführte Sakristei ist südlich angebaut. Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde.

Die evangelischen Einwohner in und um Deißlingen haben seit dem 7. Februar 1875 einen freundlichen, geräumigen Betsaal, erbaut auf Kosten des württembergischen Gustav-Adolfvereins von Bezirksbauinspector Herzog in Rottweil.[b 1]

Der Begräbnißplatz wurde 1836 außerhalb des Orts angelegt. An der Südseite des Dorfes liegt schön auf einem Hügel die uralte seit 1816 in eine Scheune verwandelte Albertuskapelle. Die im Dorf gestandene Liebfrauenkapelle wurde im Jahr 1820 abgebrochen.

Zunächst der Kirche steht das hübsche zweistockige Pfarrhaus, dessen Unterhaltung der Stiftung obliegt. Das große schön erbaute Schulhaus mit 3 Lehrzimmern und den geräumigen Gelassen für den Gemeinderath ist das ehemalige ansehnliche Schloß (der sog. Kehlhof), das die Gemeinde im Jahr 1791 ankaufte und zu seinen


Berichtigungen

  1. Absatz ergänzt nach Beschreibung des Oberamts Rottweil S. XII: Seite 363 Zeile 10 von unten, ist nachzutragen …
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)