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alten Glauben abfallen sollte, ihr das Hofgericht genommen würde. Im Rechtsbuch von 1546 wurde in den Bürgereid das Versprechen aufgenommen, katholisch zu bleiben.

Als Rottweil im J. 1802 an Württemberg gekommen, wurde hier ein evangelischer Gottesdienst, zunächst für die Garnison, eingerichtet, ein eigener Garnisonslehrer bestellt, und anfänglich von dem Pfarrer in Flötzlingen alle 4 Wochen auf dem Kaufhaus evangelisch gepredigt. Erst im J. 1806 wurde die Dominikanerkirche dem evangelischen Gottesdienst übergeben und ein eigener Prediger unter dem Namen Garnisonsprediger bestellt. Im J. 1818, als längst keine Garnison mehr hier war, wurde die Pfarrei zu einer Stadtpfarrei erhoben und im J. 1862 der Stadtpfarrer von der Verpflichtung, am Gymnasium und an der Realschule den französischen Sprachunterricht zu ertheilen, befreit.

Juden gab es hier schon frühe in beträchtlicher Zahl, wie der bereits im J. 1315 vorkommende (v. Langen 44) Name des Stadtviertels „Judenort“ beweist, welches erst nach der Erbauung der St. Lorenzkirche den Namen Lorenzort erhielt. Den 1. April 1324 befreite K. Ludwig der Bayer den Juden Jacklin allhier und seine Kinder auf 5 Jahre von aller Steuer und Bete (Böhmer Regg. addit. I, 274). An der Judenhetze, welche der schwarze Tod in den J. 1347–49 hervorrief, betheiligte sich auch Rottweil, verfiel jedoch zur Strafe für die frevelhafte Tödtung von Juden und die Wegnahme des Vermögens derselben in eine Geldbuße; mit deren Bezahlung wies K. Karl IV. die Stadt an die Gr. Eberhard und Ulrich von Württemberg, welche denn auch derselben am 6. April 1349 für 700 Florentiner Gulden quittirten. Im J. 1355 wird eine Judengasse, Judenschule und Schulhof allhier erwähnt (Mone 9, 269).

Was die wissenschaftlichen Bildungsanstalten[1] und die sog. bildenden Künste betrifft, so haben wir in ersterer Hinsicht schon aus dem 13. Jahrhundert Kenntniß von einer hiesigen lateinischen Schule durch ein Siegel, auf welchem ein Lehrer in weltlicher Tracht abgebildet ist, der einen vor ihm knieenden Knaben segnet und das die Umschrift zeigt: Conradus magister puerorum Rotwile; im J. 1317 kommt Werner Hagg, im J. 1347 Konrad Schapel, Schulmeister zu Rottweil, vor (Heidelb. Jahrb. 1851, 426; Schmid, Gr. v. Hohenb. 235). Obige Anstalt zählte zuerst zwei oder drei, vom 15. aber bis zum 17. Jahrhundert (1621)


  1. Vrgl. Kistler, Jos., Materialien zu einer Geschichte der Rotweilischen Studien-Anstalt. Rottw. 1818, und Glatz, Regg. Nr. 239, 259, 275.
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 293. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0293.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)