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entwarf, die dann vom Magistrate und – übrigens erst im Jahre 1692 – von Rom aus genehmigt wurden. Den 27. Okt. 1652 kamen vier Jesuiten nach Rottweil, übernahmen die gottesdienstlichen Funktionen in der Kapellenkirche, eröffneten den 14. Novbr. 1652 das Gymnasium (s. unten), und ertheilten seit dem J. 1655 auch den katechetischen Unterricht an den Trivialschulen. Allein so sehr die Stadt mit den Leistungen der Jesuiten in Kirche und Schule zufrieden war, fanden dieselben hier nicht ihren genügenden Unterhalt, da von den ihnen zugewiesenen Einkünften kaum der 4. Theil zusammengebracht werden konnte, und so kehrten sie im J. 1673 nach Rottenburg zurück. Noch in demselben Jahre verhandelte daher der Magistrat zu Mößkirch über die Aufnahme einiger Benediktiner zum Zwecke der Versehung des Gymnasiums mit den schwäbischen Prälaten dieses Ordens, und nachdem der Interimsreceß vom 13. April d. J. über deren Sustentation (insbesondere die Zinsen aus einem Capital von 24.000 fl.) allseitige Genehmigung erhalten hatte, fanden sich namentlich aus den Klöstern St. Trudpert, St. Peter und St. Georgen Geistliche ein und übernahmen die Thätigkeit der Jesuiten vorzugsweise am Gymnasium; nach dem Recesse gedachten die Benediktiner ferner hier eine Akademie oder hohe Schule zu errichten, deren Studirenden die Stadt dieselben Privilegien und Freiheiten einräumen wollte, welche die Angehörigen der Universität Salzburg genossen. Allein Kriegsdrangsale und Mißwachs verschlangen fast alle Einkünfte der Benediktiner, es kam zu Streitigkeiten, die Achtzehner und die Bürgerschaft fochten sogar den Interimsreceß an, und so verließen die ersteren, nachdem Vermittlungsversuche des Abts von St. Georgen in Villingen fehlgeschlagen, im J. 1691 die Stadt. Hierauf wurde von Neuem mit den Jesuiten in Rottenburg unterhandelt und den 20. Juli 1692 kam zwischen dem Ordensprovinzial und der Stadt ein Vertrag über ihre Wiederaufnahme zu Stande, vermöge dessen insbesondere der Societät die L. F. Kapelle mit allen Gefällen und Einkünften völlig und allein eingeräumt wurde. Nach Abschluß dieses Vertrages kamen zunächst vier Patres mit einem Ökonomen, zwar hatten auch sie Anfangs noch mit Mangel zu kämpfen, allein ihre Verhältnisse besserten sich besonders auch durch reichliche Privatunterstützungen (namentlich ihres Freundes und Verehrers des Pfarrers Reebholz in Schörzingen). Den 18. Mai 1702 wurde der Grund zu ihrem neuen Collegium rechts von der Kirche gelegt, zu welchem die Stadt über 1500 Frohnfuhren thun ließ, viele Nachbarn unentgeltliche Arbeit lieferten und der Abt Augustin von St. Blasien 24.000 runde Fensterscheiben schenkte, und welches im J. 1712 vollendet wurde.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0284.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)