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Niederlassung bei Rottweil betrifft, so ist man nach den neuesten gründlichen Forschungen davon abgegangen, die hier ohne alle Begründung angenommene römische Station Arae flaviae zu suchen, dagegen das ebenfalls auf der Peutinger Tafel vorkommende Brigobanne mit schlagenden Beweisen hier anzusetzen (s. hierüber „Erklärung der Peutinger Tafel mit besonderer Anwendung derselben auf die Straßenlinien von Windisch (Vindonissa) nach Regensburg (Reginum) und von Pfin (Ad fines) nach Augsburg (Augusta Vindelicorum) von Finanzrath E. Paulus S. 19 ff.“). Hiedurch geschieht der Niederlassung bei Rottweil kein Eintrag, da dieselbe an Bedeutung gewiß nicht verliert, wenn man ihr den richtigen Namen statt eines nur vermutheten beilegt.

Noch ist zu bemerken, daß man während der Nachgrabung auf Hochmauren auf alte Gräber gestoßen ist, welche in den römischen Trümmerschutt eingesetzt waren; sie hatten eine Umfriedigung von unbehauenen Kalksteinen und waren mit rauhen Kalksteinplatten gedeckt. Derartige aus Kalksteinstücken ausgeführte Behälter wurden zehn aufgefunden; sie enthielten die Skelette von Männern, Weibern und Kindern ohne jede Beigabe und rühren ohne Zweifel von den Bewohnern her, die sich bald nach Vertreibung der Römer in deren hinterlassenen, theilweise noch erhaltenen Wohnstätten hier angesiedelt haben und demnach wohl den frühesten allemannischen Einwohnern von Altstadt angehörten. Ähnliche Grabstätten wurden auch anderwärts in Württemberg und in anderen Ländern schon entdeckt und als Leichenfelder aus der allemannischen (oder fränkischen) Periode erkannt.

In dem Allerheiligenwald befindet sich ein künstlich aufgeworfener Hügel, vermuthlich altgermanischer Grabhügel. Auf der Flur „Lehr“ wurde unfern der Römerstraße im Jahre 1844 von Stadtrath Herderer beim Setzen eines Bahnsteines ein aus Gipssteinen ausgeführtes, mit Platten gedecktes Grab aufgefunden, das ein auffallend langes Schwert, ein Streitbeil und Reste von Sporen enthielt; die Schwertklinge soll mit Gold eingelegt gewesen sein. Da die Gegenstände zusammenbrachen und nicht mehr vorhanden sind, so kann über das Alter dieses Grabs keine sichere Ansicht aufgestellt werden.

Etwa eine Viertelstunde östlich von Rottweil zieht ein alter, theilweise noch erhaltener Schanzgraben vom Dintenbühl gegen den Katzenbühl; derselbe wurde im spanischen Erbfolgekrieg im Jahre 1713 aufgeworfen (s. auch unten).

Die sog. Engelsburg, von der man noch Reste des Burggrabens

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 225. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0225.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)