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erst die bürgerliche Ansiedelung außerhalb, jedoch zunächst des Castrums, bei Altstadt und namentlich bei Hochmauren. Auf letzterer Stelle scheinen sich mehr die vornehmeren und wohlhabenderen Familien ihre Wohnungen gegründet zu haben, was aus den hier aufgefundenen, theilweise sehr luxuriösen Überresten deutlich hervorgeht.

Auf Hochmauren, einem zwischen dem Neckar und der Prim sich mäßig erhebenden schmalen Bergrücken, von dem man eine sehr liebliche Aussicht über die nächste Umgegend genießt, fand man schon seit langer Zeit ausgedehnte Reste von Gebäudesubstructionen und viele Fragmente von Ziegeln, Gefässen etc. Dieß veranlaßte schon im Jahre 1784 den nachmaligen Bürgermeister von Rottweil, späteren baden’schen Staatsrath von Hofer, hier Nachgrabungen vornehmen zu lassen, die schon 1′ unter der Oberfläche die Grundreste eines unverkennbar römischen Gelasses zu Tage förderten, dessen Boden aus geschmackvoller Mosaik bestand, unter welcher das ursprüngliche Hypocaustum (Heizeinrichtung) noch ziemlich gut erhalten war. Die Zeichnung des Mosaikbodens bestand aus verschiedenem Blumenwerk und Bändern, die das Ganze umzogen und eine niedliche Einfassung bildeten, innerhalb deren abwechselnde mathematische mit Blumen etc. gezierte Figuren den ganzen Raum einnahmen. In der Mitte des Bodens war noch der Überrest einer geharnischten Figur, die etwas unter dem Arme trug, erkennbar (s. auch Nachricht von den unfern der Stadt Rottweil im Jahre 1784 entdeckten römischen Alterthümern. Rottweil, Herder’sche Buchhandlung). Außer diesem Mosaikboden fand man bemalte Wandreste, eine Säule toskanischer Ordnung, viele Bruchstücke reich verzierter Gefässe, römische Münzen etc. Der Mosaikboden soll jedoch so beschädigt gewesen sein (?), daß man nur mittelst Ergänzungen eine Zeichnung davon fertigen lassen konnte, die jetzt im Antiquarium in Rottweil aufbewahrt wird. Die Nachgrabungen mußten leider wieder eingestellt werden, ebenso ein weiterer 1817 veranstalteter Versuch, der noch schönere Mosaiken, Gegenstände von Bronce, Terracotten, Geräthschaften etc. lieferte.

Erst den verdienstvollen Bestrebungen des Rottweiler Alterthumsvereins ist es zu verdanken, daß man im Jahre 1832 gründlichere und umsichtigere Nachforschungen auf Hochmauren veranstaltete, deren Ergebnisse das Unternehmen aufs glänzendste belohnten. Man entdeckte ausgedehnte, fortlaufende Grundmauren von römischen Gebäuden mit Souterrains und zum Theil noch wohl erhaltenen Hypokausten, ferner Mosaikreste, Wandmalereien, feine Töpferarbeiten, Fragmente von gläsernen und Porphyrgefässen, Geräthschaften, Münzen, die bis zum Jahr 229 herabgehen etc. (s. auch oben die

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Rottweil. H. Lindemann, Stuttgart 1875, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OARottweil0222.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)