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Mineralquelle zu Roigheim, das zu jener Zeit ein vielbesuchtes und nicht minder berühmtes Bad war als Offenau. Jetzt ist die Quelle nahezu vergessen und wird nur noch von den Bewohnern des Ortes benützt.

Im Jahr 1668 war die Schwefelquelle zu Roigheim, welche schon 200 Jahre früher im Gebrauch gestanden haben soll, wieder aufgefunden worden. Zu ihrer Wiederentdeckung gaben die Lagerbücher der fürstlichen Kellerei zu Möckmühl Veranlassung. Nach diesen Büchern war „der Wildbad Brunnen zu Rögheim, ob beeden Mühlen gelegen, des gnädigsten Fürsten und Herrn eigen“ und es hatte nach einem Eintrage vom Jahr 1594 die Gemeinde jährlich 4 Gulden Brunnengeld an die fürstliche Kellerei in Möckmühl zu bezahlen. Die ältesten Leute in Roigheim erinnerten sich zwar, daß zu Zeiten ihrer Voreltern in der Nähe der unteren Mühle ein Bad und Brunnen gewesen sein solle, auch waren noch im Orte selbst zwei Badhäuser, aber den Brunnen suchte man vergeblich und war auch alles Nachgraben ohne Erfolg. Erst zwei mit der Krätze behaftete Bürger von Roigheim waren so glücklich, die Quelle wieder aufzufinden.

Man traf die wohl von einem Wolkenbruch verschüttete Quelle 600 Schritte südlich von Roigheim und kaum 40 Schritte von der Seckach entfernt, mitten in dem damaligen Weg nach den beiden Mühlen. Der Brunnen war noch von Alters her in einem eichenen Kasten gefaßt, in welchem zwei Quellen 6 Schuh von einander entfernt entsprangen.

Vierzehn Tage nach der Entdeckung der Quelle, berichtet uns Faber, kamen täglich schon 20–30 und mehr Personen aus anderen Orten mit Krügen, Gläsern, Fäßchen etc. um Wasser zu holen, das die Kranken zu Hause gebrauchten. Bald fanden sich aber auch Kurgäste in Roigheim selbst ein, um das Wasser an Ort und Stelle selbst zu gebrauchen. Als sich aber die wunderbaren Wirkungen des Wassers immer mehr und mehr zeigten, wurden täglich 50–60 Fuhren Wasser an der Quelle geholt, so daß man nicht Hände genug zum Schöpfen hatte und kamen täglich 200 und mehr Kranke in Roigheim an, um das Wasser zu trinken und in demselben zu baden, so daß innerhalb 5 Monaten sich viele Tausende des Wassers bedient haben sollen.

Faber gibt an die Quelle enthalte: 1. Sulphur, Schwefel, 2. Nitrum, Salpeter, 3. Marga aut Bolus, Steinmark, 4. Gagates vel Bitumen, schwarz Augstein oder besonder Erdpech, 5. Sal commune, Kochsalz, 6. Petroleum, Steinöl, 7. Ferrum, Eisen 8. Plumbum, Blei, 9. Vitriolum, Kupferwasser, 10. Cuprum, Kupfer, wobei er die einzelnen Stoffe nach der mehr oder weniger bedeutenden Rolle geordnet hat, welche dieselben nach seiner Vorstellung in terapeutischer Beziehung spielten.

Eine mehr den modernen Anforderungen entsprechende Analyse verdanken wir wiederum einem Bewohner von Neuenstadt, dem Vorsteher der dortigen Mörike’schen Apotheke C. F. A. Häuffel. Die Analyse


    Württembergischen Leib- und Hoff-Medicum zu Neustatt. – Frankfurt am Mayn. In Verlegung Johann Valentin Schällers Druckts im Jahr MDCLXIX. Blasius Ilßner.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 633. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0633.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)