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Neuenstadt auf eigene Kosten, woran aber das Kloster Schönthal 1350 fl. zu bezahlen hatte, erbaut und am 1. Jan. 1596 eingeweiht worden. (Nach Kirchenbuch II Fol. 6: Anno 1596 1. Jan. ist das erste Kind in jetzig stehender neuerbauter und erweiterter Kirch getauft worden.) Das Schiff mit Ziegeldach, in welches, als es 1653 umgedeckt wurde, den 23. Juli der Blitz schlug ohne Schaden zu thun, hat 4 Eingänge, einen im Norden mit der Jahreszahl 1651, einen westlich und 2 von Süden, der untere im Rundbogen, der obere im Renaissancestil; an dem oberen der südlichen steht die Jahreszahl 1595, darunter „renovihrt 1787“. Das Innere des Schiffs erscheint groß und geräumig; der Boden ist mit Steinplatten belegt, die Decke flach getäfert und in bemalte Felder abgetheilt; an der Westseite erhebt sich eine doppelte, an der Nordseite gar eine dreifache Empore. Auf der westlichen steht die Orgel, nach der Inschrift daran von Herzog Karl Rudolf im Jahr 1741 neu angeschafft und aufgestellt, 1855 und 1874 durchgreifend reparirt und vergrößert. Licht empfängt das Schiff durch 4 große Fenster im Süden, 2 Rundfenster hinter der Orgel und ein kleines Fenster an der Nordseite. Ein Rundbogen führt zu dem um 3 Stufen erhöhten, ein unregelmäßiges Sechseck bildenden Chor mit Kreuzgewölbe; er hat 3 Fenster mit gothischem Maßwerk. An der südlichen Seite des Chorbogens steht die hölzerne Kanzel, deren am Bogen befestigter Schalldeckel die Umschrift zeigt: ir seit es nicht die da reden sonder ewers vaters geist ist es der durch euch redet. Der Chor selbst enthält unten Stühle sowie eine Empore, welche vom heutigen Forstamt, vom sog. Prinzessin- oder Lindenbau her, aber auch von außen zugänglich ist. Im Chor steht der Altar, dabei ein Crucifix, Kreuzesstamm von Sandstein, Christus aus Marmor, und von weicher und edler Körperbildung, im Jahr 1703 von Herzog Friedrich August gestiftet, mit dem viergetheilten württembergischen Herzogswappen (bemalt) an der Rückseite. Der achteckige gothische Taufstein hat die Zahl 1499. Vor dem Altar hängt ein schöner achtarmiger vergoldeter Lüstre aus Messing. Unter den Bodenplatten des Chors befindet sich die herzogliche Gruft, welche sich gegen Süden außen sichtbar in einiger Höhe noch gegen den Thurm (s. u.) fortsetzt. Daneben ist die südlich an den Chor gebaute, zwischen Chor und Thurm befindliche Sakristei mit Eingang von Westen. Von ihr aus unter der Kanzelstiege geht der jetzt zugemauerte und bedeckte Zugang in die Gruft, welche

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 537. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0537.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)