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schwarze, rothberänderte Tafel halten zwei auf runden Konsolen stehende hochgeschürzte weibliche Gestalten, bemalt, die rechte mit Geldbeutel (?), die linke aus einer Schale einschenkend. Darunter links H. R. V. B. mit dem Berlichingen’schen Wappen, rechts M. R. mit dem oben angegebenen Ruf’schen. Auf der Hängeplatte steht L. H. Z. W. (Ludwig Herzog zu Württemberg). Die Tafel selbst enthält folgende Inschrift: anno domini 1589 iar den 8ten Juli das ist war / ward von Grund angfangen dis rathus in gottes nam zu bawen auff anstatt eins alten gantz baulos / so lenger nit bstand ohn sorgen gros / durch amtleut gricht und gmainen rath / zu nuz und wolstand diser statt / auch zu fürderung gots ehr und recht / und das man auch darauf bedecht / witmen waisen und armer schutz / und was mer dint zum gmainen nuz / obs nun cost müe und arbeit gros / so hat doch widerkomens trost / durch trewe hand und gots segen / der woll uns nach disem das ewig geben. amen. – Nach der Ortstradition wäre das alte Rathhaus im 16. Jahrhundert abgebrannt.

Das schöne neue Schulhaus, mit einem Kostenaufwand von ca. 100.000 M. gebaut, wurde am 4. Sept. 1877 eingeweiht und bezogen. Der im unteren Theil massiv von Quadern, in den oberen Stockwerken mit Backsteinen und Sandsteineinfassungen hergestellte Bau steht in der Nähe der Seckachbrücke; er enthält 7 Lehrzimmer, zwei Lehrerswohnungen und ein Zimmer für einen unständigen Lehrer. Vier Lehrer unterrichten an dieser Schule. Die Lokale der Realschule, an welcher ein Reallehrer und ein Kollaborator unterrichten, befinden sich gegenwärtig in dem Rathhaus. Das alte Schulhaus steht in einer Gasse unterhalb des untern Markts; es enthält unten das Lokal der Kleinkinderschule. In den bisher genannten Lokalen wird auch die Winterabendschule, Zeichenschule und Arbeitsschule gehalten.

Die Stadt besitzt ferner eine Kelter mit 3 Bäumen und 2 eisernen Pressen, 2 Back- und Waschhäuser, ein Armenhaus und ein Schafhaus, ferner eine Brückenwage vor dem Jagstthor.

Vom oberen Markt, links von der Straße nach Widdern, führt ein gepflasterter Weg auf das Schloß, zuerst nordöstlich, wendet sich dann bei der alten „Probstei“, die zur Rechten steht, nach Westen; hier auf der Höhe stand früher die alte Kirche, jetzt eine Scheuer, in welcher ein Grabstein von Sponheim (?) sein soll. Sie ist mit Heu und Stroh gefüllt und nicht zugänglich. In der nahe dabei stehenden Apotheke sind gewölbte

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0509.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)