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Grundherrschaft zu. Die Unterhaltungspflicht an Kirche und Pfarrhaus hat die Stiftungspflege, welcher die Kirche von der Gutsherrschaft geschenkt worden ist. Von den Kirchengeräthen erwähnen wir einen silbernen und vergoldeten Kelch mit den Wappen von Gemmingen und Menzingen, samt den Anfangsbuchstaben der Stifter, Achilles Christoph v. Gemmingen und Amalia v. Gemmingen geb. von Menzingen.

Der im vorigen Jahrhundert angelegte ummauerte Begräbnißplatz befindet sich nördlich außerhalb des Dorfs.

Der Gemeinde gehören: das nach 1806 eingerichtete Rathhaus, das 1821 erbaute Schulhaus, welches ein Lehrzimmer und die Wohnung des Lehrers enthält, sowie ein Armenhaus und Backhaus; auch besteht eine Industrieschule.

Im südöstl. Theil des Dorfs steht das von Gemmingen’sche Schloß, ein etwas düster dreinschauendes dreistockiges massives Gebäude aus dem Spätmittelalter, sehr tief, aber mit schmaler, nach Süden gehender Front; es zeigt abgetreppte Giebel nach Norden und Süden. Das Schloß mit der vor ihm im Westen befindlichen Terrasse ruht auf hohem, von Süden aufsteigendem steinernen Unterbau und ist auf der Ost- und Westseite durch den noch vorhandenen Schloßgraben abgeschlossen. Das früher Goßheim genannte Schloß soll ehemals einen hohen dicken Thurm gehabt haben und mit Befestigungswerken umgeben gewesen sein. Über den westlichen Graben, in welchem das Abwasser der verschiedenen Brunnen des Orts in raschem Lauf hinabeilt, gelangt man auf steinerner Brücke zu der hübschen mit Gartenanlagen geschmückten Terrasse, die nördlich begrenzt ist durch die Ökonomiegebäude. An einem dieser befindet sich ein Doppelwappen, Gemmingen und Wolfskehlen, mit der Jahrszahl 1545. Betritt man von Westen das Erdgeschoß des Schlosses, welches schöne gewölbte Räume sowie die Hauskapelle enthält, so führt im Osten ein polygoner Treppenthurm hinauf in den ersten Stock, der die Wohnzimmer enthält. Eines derselben ist mit einem kleinen nach Süden gehenden Altan versehen, von wo aus man eine reizende Aussicht auf das unmittelbar unten in der Tiefe befindliche Flußthal, das sich jenseits dehnende Plateau und die den Horizont östlich und südlich begrenzenden Berge genießt. Vom östlichen Eckzimmer des ersten Stocks führt eine steinerne Wendeltreppe hinunter in einen tiefen, gemauerten, jetzt als Archiv dienenden Raum. An der hinteren (nördlichen) Seite des Gebäudes nimmt man noch Spuren wahr von einem Altan;

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0314.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)