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Präzeptorat verbunden; die zweite Kaplanei wurde 1827 aufgehoben und ihre Einkünfte für das seit 1785 bestehende ständige Vikariat verwendet.

Filial von Neckarsulm war bis ins 16. Jahrhundert das nahe Binswangen (s. d.).

Die alte Pfarrkirche zum hl. Dionysius (s. o.) mußte im Beginn des 18. Jahrhunderts abgebrochen werden; an ihre Stelle trat in den Jahren 1706–10, theilweise aus den Steinen eines Thurms auf dem Scheuerberg erbaut, die jetzige, welche 1757 ihren Thurm erhielt. Das Innere der Kirche hat in den Jahren 1877–80 eine rühmenswerthe Erneuerung erfahren.

1638 wurden in das Frühmeßhaus einige Kapuziner aus Augsburg aufgenommen, welche schon 1639 über Quartanfieber und Kolik wegen ungesunder Wohnung klagten, daher einen Platz im Schloß, später im Schulhaus erhielten. 1661 ff. brachten sie es zu einem eigenen Kloster mit Kirche, aus Steinen von der Burg Scheuerberg, worin sie bis zur Aushebung des Klösterleins 1812 weilten. Einer der Patres hatte als Prediger an der Stadtpfarrkirche mitzuwirken. (Vgl. auch Reg. 1693. 1776. c. 1800.)

Von konfessionellen Zwistigkeiten und Reformation und Gegenreformation liest man so gut wie nichts. 1532 fahndet der Schultheiß von Sulm mit bewaffneter Macht vergeblich nach Wiedertäufern in Binswangen und Erlenbach. 1582 sucht ein wiedertäuferischer Glaser von Neckargartach in der Stadt Anhang zu gewinnen, ein Schreiner Kugelmann und Sohn werden ausgewiesen. Auch von Hexenverfolgung bleiben Stadt und Amt fast völlig verschont, was im Gegensatz gegen den Mittelpunkt der deutschmeisterischen Regierung, den Bezirk Mergentheim, wohlthuend überrascht.

Die Evangelischen in der Stadt, noch 1832 nur 61, im Jahr 1846 erst 88, jetzt dagegen 389, waren nach Kochendorf eingepfarrt, bis im Jahr 1851 eine ständige Stadtpfarr-Verweserei errichtet und dem Geistlichen zugleich die Pastoration der Evangelischen von Gundelsheim übertragen wurde.

Israeliten scheinen erstmals in Neckarsulm sich niedergelassen zu haben, als die Stadt Heilbronn in den Jahren 1523 und 29 ihre Juden vertrieb. Als Kaiser Karl V. 1530 den ihm Unentbehrlichen ein ausgedehntes Privilegium ertheilte, sandte die Judenschaft in Neckarsulm, wohin sich alle von Heilbronn Verjagten geflüchtet hatten, dem Rath der letzteren Stadt

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Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0267.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)