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etwas: niəmə, (Neuenst.: niəmərn, Möckm.: niəməd) und nix für Niemand und Nichts.

Konjugation:

a) von „sein“ und „haben“.

i bin, du bisch, ər isch, mər sinn, dər seid, si sinn (senn) „ich war“ wird nicht gebraucht; i bin gwë oder gwëə (Möckm. und Neuenst.), gwësst (Jagsthausen, Gundelsh.) ich bin gewesen.

i hab (håb), du hasch (håsch), ər hat (håt), mər hen, ir hend, si hen (si häbə) (in Jagsth.: mər häwə, dər hätt, si häwə); „ich hatte“ ist ungebräuchlich; i hab (håb) ghatt (katt).

b) Hilfsverba: können, dürfen, mögen, müssen, sollen, wollen.

i kann (Möckm. kann), kansch, kan, kenə, kənt, kenə. – kennt = gekonnt.
i därf etc. i hab därft.
i mâch, magsch, mâch, mêchə, ir mecht, si mêchə; g’mecht.
i muss, musch, muss, messə, messt, messə; g’misst.
i soll, sollsch, soll, sollə, sollt (sott) sollə; g’sollt. ich sollte i sott.
i will, willsch, will, wellə, wellt, wellə; gwellt.

c) Wir wählen die Konjugation des mit einem tiefen Diphthongen versehenen Verbums „laufen“, um die Verflachung und verschiedenfarbige Abschleifung des Diphtongen zu zeigen:

i lâf, du lâfsch, ər lâft, lâfə etc.; g’loffə (Neuenst.) oder i lâf, du läffscht, ər läfft, mər lâfə. (Jagst. Möckm.)

d) In der Fragform tritt zum Theil Verschmelzung mit dem Pronomen ein: semmər, håsch, mannsch oder mannscht (für: sind wir, hast du, meinst du?

Das Deminutiv lautet im Singular auf le, bîchle, kärwle (Möckm. kerble) häffile (häffəle), schissəle für Büchlein, Körblein, Häfelein, Schüsselein; im Pluralis auf lich: bîchlich, kärwlich, schissəlich. „Mädchen“ lautet mädle oder madle, Plur. madlich.

Abweichendes Geschlecht: dər bach (bâch) und die bach Bach; dər fërsə (färschə) Ferse; dər und das dël (dâl) Theil, aber immer das vorderdal; das denn (Tenne), di und dər luft (lûft), dər buddər Butter; dər und das dëllər (Teller), dər ratt (Ratte), das eck (Ecke), dər bank, dər zwiwəl (Zwibel), dər wolk (Wolke).

Schärfung des Konsonanten, abweichend von der Schriftsprache: wenning, fëddər, schemml, liffərn, haffə, häffəile, buddl, für wenig, Feder, Schemel, liefern, Hafen (als Geschirr), Häfelein, Pudel, ebenso schwëffl, schdiffəl, ləddər, bëttə für Schwefel, Stiefel, Leder, beten. Auch in hawər (habbr) und kuchl (Haber und Kugel) ist eine Schärfung, beziehungsweise Kürzung des Vokals wahrzunehmen.

Vater wird z. Thl. vâder, z. Thl. vaddər gesprochen.

Dehnung tritt z. Thl. ein in g’sâcht, Möckm. g’sât, lûft, dûft, bâch für: gesagt, Luft, Duft, Bach; schlîde für Schlitten, bêch für Pech.

Die Wochentage lauten: sundich, mendich (mêdich), dinschdich (denschdich), mittwoch, dunerschdisch, freidich, samsdich. – Werktag lautet wërdich.

Empfohlene Zitierweise:
Julius Hartmann und Eduard Paulus der Jüngere: Beschreibung des Oberamts Neckarsulm. Kohlhammer, Stuttgart 1881, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OANeckarsulm0120.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)