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einer neueren Periode stammen. Über einem später eingebrochenen Thurmeingange steht die Jahrszahl 1608. Das Innere der Kirche ist flach getäfelt und schmucklos; von dem Langhause führt ein spitzer Triumphbogen in den um 4 Stufen höher gelegten Chor, dessen schön construirtes Kreuzgewölbe von Westen nach Osten folgende Schlußsteine enthält: 1) das Württ. Wappen, 2) ein nichtssagender Knopf und 3) Agnus Dei. Die Gewölbegurten gehen von 3/4 runden Säulchen aus, die an den romanischen Styl erinnern; im gleichen Styl ist auch die Sacristei erbaut. Die Unterhaltung der dem hl. Bartholomäus geweihten Kirche steht der Stiftungspflege zu, die aber wegen Mittellosigkeit von der Gemeindepflege unterstützt werden muß.

Das sehr geräumige, in den Jahren 1771/72 erbaute wohlerhaltene Pfarrhaus liegt unfern der Kirche in einer Seitenstraße; die Unterhaltung desselben hat der Staat.

Das ansehnliche Schulhaus wurde mit einem Gemeindeaufwand von 7000 fl. im Jahr 1839 in einem städtischen, modernen Style erbaut; es enthält neben 3 geräumigen Schulzimmern die Wohngelasse des Schulmeisters, eines Unterlehrers und eines Lehrgehilfen.

Das an der Hauptstraße gelegene Rathhaus mit Thürmchen und Glocke auf dem First, welche über dem Eingang die Zahl 1686 trägt, ist im Jahr 1826 erneuert worden.

Ein im Jahr 1832 mit 300 fl. Aufwand erbautes Backhaus gehört der Gemeinde; ein weiteres besitzt ein Privatmann. Außer den angeführten bestehen noch folgende Gemeindegebäude: eine Kelter mit einer von Mechanikus Klein in Canstatt verfertigten Presse, ein schönes geräumiges Schafhaus und ein Armenhaus mit zwei Wohnungen; eine herrschaftliche Zehentscheuer wurde im Jahr 1853 an Privaten verkauft.

Gutes Trinkwasser liefern 9 Pumpbrunnen in hinreichender Fülle; eine Wette besteht im westlichen Theil des Orts. Von den auf der Markung befindlichen Quellen ist der sog. Biegelbrunnen (Ursprung des Saubachs) die bedeutendste. Der 9 Morgen große, längst in Wiesengrund umgewandelte Egelsee, lag 1/2 Stunde nordöstlich vom Ort.

Die im Allgemeinen kräftigen und wohlgewachsenen Einwohner sind sehr geordnet, fleißig, sparsam und befinden sich in Vermögensumständen, die im Allgemeinen mittelgut genannt werden dürfen. Der ausgedehnteste Güterbesitz beträgt 60 Morgen, der häufigste 30 bis 40 Morgen, der geringste 11/2 Morgen. Nur ganz wenige Einwohner haben gar keinen Grundbesitz, dagegen finden die minder

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0333.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)