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sich in der Nähe des Dorfs die Thalebene, was zur freundlichen und gesunden Lage desselben viel beiträgt. Der Ort ist, seiner unebenen Lage ungeachtet, dennoch freundlich und gut aussehend; an den gut unterhaltenen Ortsstraßen, namentlich an der durch das Dorf führenden Stuttgart–Vaihinger Landstraße lagern sich zum Theil im städtischen Styl aufgeführte Gebäude, welche im Allgemeinen aus Holz, größtentheils mit steinernen Unterstöcken gebaut sind. Gutes Trinkwasser liefern in hinreichender Menge 5 laufende und 2 Pumpbrunnen. Außerhalb des Orts befinden sich auch mehrere Quellen, von denen der Othenbrunnen, der Klingelwaldbrunnen und der Landersbrunnen die bedeutendsten sind. 1

Am nördlichen Ende des Dorfs liegt hoch die sehr ansehnliche, dem heil. Georg geweihte Kirche, zu deren ehemals sehr festem, mit Mauern umgebenen Kirchhof steinerne Treppen und ein bedeckter Durchgang führen. An der Kirchhofmauer, die einen zum Theil noch sichtbaren Umlauf hatte, sind an der östlichen Innenseite einige alte Consolen, Fratzengesichter vorstellend, eingemauert, die vermuthlich von einer früheren im romanischen Styl erbauten Kirche herrühren. Die jetzige Kirche, welche mit einem dreiseitig schließenden, weit über das Langhaus emporragenden Chor geziert ist, wurde im rein germanischen, gegenwärtig noch gut erhaltenen Styl im Jahr 1495 erbaut, welche Zahl neben dem südlichen Eingang über zwei Wappenschilden, desgleichen an einem Strebepfeiler der Sacristei und im Chor über einem zu einer Wendeltreppe führenden Eingang angebracht ist; letztere Inschrift lautet: Anfang des Baues als man zolt 1495 Jar. Der viereckige, aus 5 Stockwerken bestehende Thurm, enthält in dem vierten Stockwerke spitzbogige mit germanischem Maßwerk gefüllte Fenster und ein schön germanisch gehaltenes Geländer (Umlauf), unter dem ein reich ornamentirter Fries hinzieht; das oberste Stockwerk wurde erst später, nachdem der Blitz in den Jahren 1795 und 1796 in den Thurm geschlagen, neu aus Holz erbaut und mit einem Bohlendach versehen. Das untere Stockwerk des Thurmes enthält einen spitzbogigen Durchgang mit schön construirtem Netzgewölbe, auf dessen Schlußstein das Wappen der Herren von Nippenburg abgebildet ist; an den Maschenkreuzungen befinden sich ebenfalls Wappenschilde, die früher bemalt waren, nun aber beinahe gänzlich verwischt sind. An der äußeren Westseite des Thurmes stehen auf zwei Streben, beinahe lebensgroße Statuen des heil. Georg und des Apostels Petrus. Auf dem Thurme hängen 3 Glocken, die in den Jahren 1699, 1706 und 1850 gegossen wurden. Das geräumige, im Jahr 1850 freundlich restaurirte Innere der Kirche enthält außer dem germanisch

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)