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Die Kirche wird vom Staat unterhalten und die gottesdienstlichen Verrichtungen versieht der Pfarrer von Heutingsheim.

Der um die Kirche gelegene Begräbnißplatz wurde 1847 aufgegeben und ein neuer, mit Mauer umfriedigter außerhalb des Dorfs an der Straße nach Heutingsheim angelegt.

Das ansehnliche Schulhaus liegt im unteren Theil des Orts und wurde im Jahr 1837/38 auf die Gemeindekelter, welche früher zu den Schloßgebäuden gehörte, aufgebaut, während sich die Keltereinrichtung mit einem Baum noch in dem unteren Stockwerk befindet. Das Schulhaus enthält neben zwei geräumigen Schulzimmern die Wohnung des Schulmeisters, der gegenwärtig ohne Beihilfe an der Schule unterrichtet. Eine das ganze Jahr hindurch dauernde Industrieschule, in welcher Knaben und Mädchen außer den gewöhnlichen Arbeiten auch im Verfertigen von Schuhen aus Tuchenden unterrichtet werden, besteht schon längst.

Das in der Mitte des Dorfs gelegene Rathhaus wurde im Jahr 1852 aus Privathänden um 1600 fl. erkauft; früher befanden sich die Gelasse für den Gemeinderath in dem Schulgebäude.

Ein Gemeindebackhaus wurde 1839 mit einem Aufwand von 800 fl. erbaut.

In dem Ort befinden sich zwei ehemalige Schlösser, das alte – oder Schertel’sche und das neue – oder Kniestädt’sche Schloß; beide sind in Bauernwohnungen umgewandelt. Das Schertel’sche Schloß liegt am östlichen Ende des Orts und war mit einem Wassergraben, über den eine Zugbrücke führte, umgeben; Brücke und Graben sind verschwunden, wie sich überhaupt an den noch übrig gebliebenen Gebäuden nur wenig Spuren ihrer früheren Bestimmung erhalten haben. Der alte und neue Theil des Gebäudes waren früher durch einen Querbau an der Vorderseite verbunden. Der alte Theil hat noch einen spitzbogigen Eingang und massiven Unterstock und an dem neuen sind schöne Reste von geschnitztem Gebälk sichtbar, während über seinem ehemaligen, nun zugemauerten spitzen Eingang die Jahrszahl 1671 angebracht ist. Hinter dem Schloß stand ein Thurm, der im Jahr 1818 abgebrochen wurde, wobei man viele alte Waffen etc. fand. Diesseits des Grabens standen um einen großen Hofraum die Ökonomie- und Stallgebäude, die nun in bürgerliche Wohngebäude und Scheunen umgewandelt sind, und wovon eines als Mühle dient, die oberschlächtig und mit zwei Mahl- und einem Gerbgange eingerichtet ist. Das Kniestädt’sche oder neue Schloß liegt am südlichen Ende des Orts; es ist ein großartiges, in seinen unteren Theilen massives Gebäude, dessen oberes Stockwerk aus Holz besteht. An der Seite

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 219. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0219.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)