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besondere Hardtordnung festgestellt werden mußte. Hauptpunkte derselben waren, daß die Wöchnerinnen, welche bisher einen zweispännigen Wagen Holz erhielten, solchen zwar auch fernerhin, jedoch nicht mehr zu Unzeiten, im Sommer etc., erhalten sollen, auch sollen künftig in jedem gehauenen Morgen 16 der schönsten Raitel zum Nachwuchs stehen bleiben und von jeden ausgemessenen 100 Morgen soll dem Kloster Steinheim 1/2 Morgen zukommen. Ein besonderes Hardtgericht bestand aus dem Kloster-Hofmeister von Steinheim, der den Vorsitz hatte, und den Hardtrichtern, zu welchen jeder der betheiligten Orte 2, Marbach aber 3 Personen wählte. Das Hardtgericht versammelte sich alle Jahre um Georgi in Murr unter der Linde und besprach dort die Angelegenheiten der Berechtigten, wobei die Hardtrichter bewaffnet erscheinen mußten. Auch wurden alljährlich 4 Rugtage, 2 in Marbach, einer in Murr und einer in Steinheim abgehalten. Die Gemeinschaft wurde im Jahr 1839 aufgehoben und der Hardtwald unter den berechtigten Gemeinden vertheilt, wobei Beihingen 256 Morgen erhielt. In diesem Wald, der auf der Markung Steinheim, O.A. Marbach, liegt, wird alle 2 Jahre Holz gefällt und das Unterholz so vertheilt, daß jeder Bürger und jede verehlichte Wöchnerin 25–50 Stück Wellen erhält, das Oberholz aber verkauft, was der Gemeindekasse etwa 300–350 fl. einträgt.

Eigentliche Weiden sind gegen 50 Morgen vorhanden, die nebst der Herbstweide an einen Pachtschäfer um 375 fl. jährlich verliehen werden, woneben die Pferchnutzung der Gemeindepflege weitere 375 fl. einträgt.

Die mit einem tüchtigen Neckarschlag sich beschäftigende Rindviehzucht ist in gutem Zustande und wird durch 3 Farren, welche ein Ortsbürger im Namen der Gemeinde gegen eine jährliche Entschädigung von 140 fl. und der Nutznießung von 5 Morgen Wiesen hält, immer noch verbessert. Mit Vieh wird einiger Handel auf benachbarten Märkten betrieben, auch besteht im Ort eine Käserei.

Die Schafzucht, bei der man hauptsächlich auf spanische Bastarde Rücksicht nimmt, ist im Zunehmen begriffen; die Wolle kommt nach Kirchheim zum Verkauf.

Schweinezucht wird nicht betrieben, wohl aber kauft man viele Ferkel, meist englische Bastarde, und mästet sie theils für den eigenen Bedarf, theils für den Handel.

Geflügel wird in ziemlicher Ausdehnung gezogen und nach Ludwigsburg abgesetzt; die Bienenzucht ist im Abnehmen.

Das Fischrecht in dem Neckar hat der Staat, der es um eine geringe Summe an Ortsbürger verpachtet.

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)