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einer späteren Periode an und wurde vermuthlich nach der über einem Eingang angebrachten Jahreszahl 1480 erbaut. Das Gebäude enthält an der nordwestlichen Giebelseite einen Erker und an der südöstlichen Ecke ein halbrundes Thürmchen, während an der südwestlichen Langseite ein Anbau nebst einem runden Thürmchen, mit dem ehemaligen Burgverließ, sich befindet. Auf dem massiven Brunnen im Burghof sitzt ein Löwe, der das Gemmingen’sche Wappen hält. Um die Burg lief ein tiefer Wassergraben, von dem sich noch ein kleiner Weiher zunächst des Eingangs in den Burghof als letzter Rest erhalten hat; über den Graben führte eine Fallbrücke zu dem Burgthor, an dem noch die Vorrichtungen zum Aufziehen der Brücke und des aus Stein gehauenen Wappen der Herren von Freiberg sichtbar sind. Das Ganze trägt noch das ehrwürdige Gepräge einer mittelalterlichen Burg. Außerhalb der eigentlichen Burg stehen namhafte Ökonomiegebäude, die in Verbindung mit ziemlich hohen Mauern 2 Hofräume einschließen; über dem rundbogigen Eingang an der Westseite des äußersten Hofes ist das Wappen der Herren von Gemmingen angebracht und über dem Eingang an der Nordseite befinden sich die Wappen der Herren von Gemmingen, von Freiberg und von Sachsenheim. Ein 6 Morgen großer, ummauerter Schloßgarten dehnt sich im Rücken des Schlosses aus. 1

Auf der Ortsmarkung befinden sich viele Quellen, von denen der Klingenbrunnen, die Quellen in dem Plebser und in dem Lachen die bedeutendsten sind. Von den im Ort bestehenden 6 laufenden Brunnen, welche sämmtlich sehr gutes Wasser liefern, werden der Pfarrbrunnen und der Brunnen im untern Dorf mittelst einer 1/4 Stunde langen Wasserleitung gespeist; die übrigen erhalten ihr Wasser aus der nächsten Umgebung des Dorfs. Früher bestand eine Badanstalt in einem Hause in der Mühlgasse, gegenwärtig dem Friedrich Leix, Schreiner, gehörig. Die Badstube mußte Gülten nach Geisingen geben. Mitten durch den Ort lauft der von dem Seegut herkommende Mühlbach (Gründelbach), welcher am Ort eine der Gutsherrschaft gehörige Mühle mit 2 Mahlgängen und einem Gerbgang in Bewegung setzt; oberhalb der Mühle bestand früher ein nun in Wiesengrund umgewandelter Weiher. Der Mühlbach läuft bei starkem Regenwetter oder Schneeabgang öfters sehr schnell an, und wird, wenn der Neckar ufervoll anschwellt, von diesem zurückgedrängt, so daß er das untere Dorf überschwemmt. Der an dem Ort in großen Serpentinen vorüberfließende Neckar, welcher hier eine Breite von etwa 200′ erhält und in der Nähe des Orts sich in 2 Armen um eine kleine Kiesinsel wendet, soll nach der

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0184.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)