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zum Theil das Amt Göppingen als „Amtshaus“ (s. oben) erbaut hatte, abgekauft und durch Frisoni für die neuen Zwecke eingerichtet[1]. Der Herzog selbst wohnte seit 1715 gewöhnlich in Ludwigsburg, erklärte die Stadt im Jahre 1724 zur beständigen und alleinigen Residenz, als welche er sie wirklich auch bis zu seinem Tode beibehielt, und empfahl in seinem Testament vom 11. Febr. 1732 seinen Nachfolgern auf’s Ausdrücklichste den weiteren Ausbau des Schlosses und der Stadt, die Belassung der darin etablirten Collegien und Balleien und die Emporbringung der Bürgerschaft, zu welcher jedoch wie sonst im Lande keine weiteren Katholiken angenommen werden sollten. Beim Tode des Herzogs zählte Ludwigsburg schon mehr als 600 Häuser, „die jedoch meist von Holz und sehr leicht aufgebaut waren;“ etliche Canzleiverwandte bauten sich selbst Häuser, andere streckten Bürgern Geld dazu vor und viele Gewerbtreibende ließen sich hier nieder. Im Jahre 1732 begann man einen Wall zu ziehen, dessen Fortführung jedoch der am 31. Oct. 1733 allhier erfolgte Tod des Herzogs unterbrach.

Ludwigsburg zählte 1720 erst 686 Einwohner, 1725 deren 1687 und 1733 schon 5668. Da aber Herzog Karl Alexander, Eberhard Ludwigs Nachfolger, mit Hof und Canzlei wieder nach Stuttgart zog, doch so, daß er in Ludwigsburg auch zeitweise wohnte (wie er auch den 12. März 1737 in einem Zimmer des Schlosses, welches man noch heutzutage zeigt, verschied), so fiel die Einwohnerzahl bald auf 2343 und die Stadt fristete kümmerlich ihr Dasein; vergeblich waren die Bemühungen des württembergischen Hofes bei dem kaiserlichen, das Reichskammergericht von Wetzlar nach Ludwigsburg zu verlegen. Nur das Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus wurde 1736 daselbst errichtet. Im Jahre 1737 waren es 191 Bürger evangelischer und 16 katholischer Confession. Der Landschaft einverleibt wurde Ludwigsburg nach Ablauf der Freijahre 1739.

Herzog Karl Eugen, welcher anfänglich, seinen Zusagen gemäß, in Stuttgart Residenz hielt und nur vorübergehend Ludwigsburg besuchte, gleichwohl aber den innern Ausbau des Schlosses vollendete und Alleen und Gartenanlagen schuf, bestätigte den 9. Dec. 1752 auch die Privilegien der Stadt und erklärte den 30. Apr. 1760, es läge ihm viel an der weitern Auf- und Emporbringung


  1. Dasselbe wurde später als Kaserne für die Garde zu Fuß (nach der frühern Bestimmung des Gebäudes Canzleikaserne genannt) verwendet, 1779 Militärwaisenhaus, in der Folge wieder Kaserne, da die früher (1718–1721) gebauten Kasernen nicht ausreichten.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0150.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)