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26. Juni 1715 ertheilte den künftig Bauenden Freiheit von Accise und Umgeld, welche jedoch nach einigen Jahren wieder aufgehoben wurde. Im Jahre 1718 wurde der erste Obervogt bestellt in der Person des Regierungsraths-Vicepräsidenten und wirklichen Geheimenraths Gottlob Fridemann v. Pöllnitz (zugleich Obervogt von Cannstatt und Markgröningen)[1], der hauptsächlich mit der Einleitung zur Gründung der Stadt und Bildung eines Oberamtsbezirks beauftragt wurde.

In demselben Jahre 1718 machte der Herzog Ludwigsburg, welches jetzt etwa 600 Seelen zählte, zur zweiten Residenz- und dritten Hauptstadt, den 18. Apr. 1719 zur Oberamtsstadt mit einem durch Aufhebung benachbarter Ämter gebildeten Amtsbezirk, unter Verleihung eines Wappens (Reichssturmfahne, darüber der Namenszug des Gründers: E L und darunter die Jahreszahl 1718)

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Die Errichtung zweier Jahrmärkte war schon im Privilegium vom 18. Febr. 1715 enthalten. – Am 15. Mai 1717 hatte der Herzog erklärt, er wolle sämmtliche Collegien von Stuttgart nach Ludwigsburg verlegen, doch wurde dieß erst durch die Decrete vom Juli 1727 und Jan. 1730 in Vollführung gebracht und so zwischen 1727–1730 Geheimerrath, Regierungsrath, Rentkammercollegium, Consistorium, Kirchenrath, Kriegsrath hieher versetzt. Dadurch aber entstanden Verwirrungen und Verzögerungen der Geschäfte in Menge, weil das Archiv und die Registratur meist in Stuttgart zurückgelassen werden mußte. Ein Gebäude für die Canzlei war ursprünglich im Jahre 1713 auf der Nordseite des Schlosses „im Thal“ (daher der Thalbau genannt) errichtet, aber der ungünstigen Lage wegen wieder abgebrochen und in die Schorndorfer Straße versetzt, wo es unter Herzog Karl Alexander der Porcellanfabrik zur Aufnahme diente. Für die 1727 hieher verlegte Canzlei wurde ein Haus in der jetzigen Poststraße (früher auch Canzleistraße genannt) bestimmt; solches wurde dem Generalfeldmarschalllieutenant v. Phull (Tochtermann des Premierministers v. Grävenitz), für welchen es


  1. Das Stabsamt in Ludwigsburg hatten anfänglich die geistlichen Verwalter oder auch die Bauverwalter, welche daselbst angestellt waren, zugleich zu versehen. Sie wohnten zuerst noch auf dem Fuchshof. Die causae mixtae aber wurden zu Markgröningen vor dem dortigen gemeinschaftlichen Oberamt oder doch vor dem dortigen Spezial und dem Ludwigsburger Stabsbeamten verhandelt. Nach Errichtung des eigenen Oberamts war der erste Stadtvogt Joh. Rudolph Glaser.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0149.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)