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enthalten dieselben doch noch vieles Schöne und Sehenswürdige. Wir beschränken uns auf das Wesentlichste und bemerken:

1) Den sog. Spielplatz, ein freier, schön angelegter Raum, der früher zu mancherlei Spielen diente und auf dem noch ein Carroussel, einige Schaukeln etc. bestehen; eine besondere Zierde des Platzes gewährt ein eirundes, mit kräftigen Thränenweiden rings umpflanztes Bassin, in dessen Mitte ein Springbrunnen sich befindet. Auf der Stelle des See’s stand früher das berühmte, von Herzog Karl erbaute Opernhaus, welches im Jahr 1802 abgebrochen wurde. An den Spielplatz lehnt sich einerseits der südlich geneigte, terrassenförmig angelegte Weinberg, auf dessen unbeträchtlicher Anhöhe ein mit Baumrinde verkleidetes, innen mit Spiegeln ausgetäfeltes Weinberghäuschen steht; anderseits ein Pavillon, der sich an eine dicht mit Epheu umrankte, künstliche Ruine anschließt und neben der Wohnung des Hofgärtners ein Billardzimmer enthält, welches mit einem sehenswerthen Deckegemälde von Guibal geziert ist. Hinter diesem Gebäude erhebt sich der sog. Rosenhügel, auf dem eine reiche Sammlung Rosen gepflegt wird.

2) Die im Jahr 1798 erbaute Emichsburg, eine künstliche Ruine, erhebt sich oben an dem Rande einer hohen, senkrechten Felsenwand, einem ehemaligen Muschelkalksteinbruch[1], der zur Anlage Ludwigsburgs Bau- und Straßenmaterial lieferte. Über den Felsen stürzt sich rauschend ein kleiner Bach, einen schönen Wasserfall bildend, in einen unterhalb der Felswand angebrachten Weiher, den üppige Waldbäume umsaumen und ihre Kronen bis zur Burg emporheben; den Felsen selbst umrankt kräftiges Epheu und aus den Ritzen desselben sprossen verschiedene felsenliebende Pflanzen, ihr frisches Grün über die kahle Wand ausbreitend. Die Burg besteht aus einem runden, ziemlich hohen Thurm und einem in geringer Entfernung stehenden Rondel, das gleichsam den untern Theil eines Thurms bildet; beide Gebäude sind mittelst eines Zwischenbaus verbunden und überdieß lehnt sich noch ein kleiner Mauerrest an den Thurm. An der Nord- und Ostseite schlängelt sich üppiges Epheu bis zu der weit ausgeladenen Zinne des Thurms und an der Südseite führt der Eingang in das Innere des Zwischenbaus, in welchem, wie auch schon außerhalb der Ruine, verschiedene Ritterrüstungen und interessante alte Waffen aufgehängt sind. Von diesem Gelaß


  1. Ehemals der Ohnmeiß’sche Steinbruch, auch der Schnellersteinbruch genannt.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0106.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)