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2. Stamm und Eigenschaften der Einwohner.

Die Einwohner des Bezirks gehören, abgesehen von Eingewanderten (vorzugsweise in Ludwigsburg), dem schwäbischen Volksstamm an, welcher namentlich in den mit Ackerbau sich beschäftigenden Orten sich sehr rein erhalten hat, und theilen alle diesem eigenthümlichen Charakterzüge.

Der Menschenschlag ist im Allgemeinen gesund, kräftig, von mittlerem Körperbau und in Folge der von früher Jugend an gewöhnten, strengen Arbeit, ausdauernd und abgehärtet. Eine Ausnahme machen die Bewohner von Asperg und Markgröningen, welche einen minder ansehnlichen, kleineren und gedrungenen Körperbau haben. Die meist Ackerbau treibenden Einwohner der auf der Hochebene des Strohgäues und des langen Feldes gelegenen Orte sind ansehnlicher gewachsen, als die der Thalorte, wo auch der beschwerliche Weinbau etwas störend auf die Körperentwicklung einwirken mag.

Nach einer fünfjährigen Durchschnittsberechnung von den Jahren 1829–33[1], stellte sich für den Bezirk Ludwigsburg die Mittelgröße der Conscriptionspflichtigen = 5′ 8,07″ württ. Decimalmaß, so daß dieselbe unter 64 Oberämtern die 47. Stelle einnahm; unter 1000 befanden sich 216 von 6′ und darüber, 179 unter 5′ 5″ und 437 Gebrechliche, 58 Kränkliche oder Körperschwache und 12 Scrophulose; unter 10.000 Einwohnern nur 0,4 Taubstumme. Nach einer Zusammenstellung der Jahre 1837–1843 waren unter 1358 Mann des Contingents 234 unter 5′ 5″ groß, die Zahl der Untermäßigen betrug somit 17,23 Prozent, im ganzen Neckarkreis 18,26, im Donaukreis aber nur 9,87 Prozent[2].

Die Gesundheitsverhältnisse[3] sind in hohem Grade von der Lage der einzelnen Orte abhängig, im Allgemeinen günstig; die auf der Hochfläche gelegenen Orte werden, wie auch die Hauptstadt selbst, weil der Zugluft stark ausgesetzt, hauptsächlich von rheumatischen Affectionen, sodann Catarrhen, Hals-, Brustfell- und Lungenentzündungen heimgesucht, wie denn überhaupt der entzündliche Genius epidemicus oft jahrelang andauert, und auch andere Krankheiten leicht einen entzündlichen Charakter annehmen. Wenn schon das Clima chronische Brustkrankheiten nicht begünstigt, so ertragen doch Menschen, die an schleichender Entzündung der Brusteingeweide und an chronischen


  1. S. Württ. Jahrbücher 1833 S. 384 ff.
  2. S. Med. Correspondenzblatt 1844 S. 81.
  3. Nach gef. Mittheilungen des Herrn OA.-Arztes Dr. v. Höring.
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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Ludwigsburg. Karl Aue, Stuttgart 1859, Seite 030. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALudwigsburg0030.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)