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Universität Tübingen; es wurde 1798 erbaut, nachdem das frühere ein Jahr zuvor abbrannte.

Im Jahr 1844 wurden 2 Gemeinde-Backhäuser erbaut; ein öffentliches Waschhaus besteht schon lange Zeit.

Bei den körperlich gut gebauten, kräftigen Einwohnern trifft man im Allgemeinen vielen Fleiß, Sparsamkeit, kirchlichen Sinn und Wohlthätigkeit gegen Bedürftige; ihre Vermögensumstände sind zum Theil gut, die Mehrzahl ist jedoch in mittelmäßigen Umständen und nicht selten sogar verarmt. Die Haupterwerbsquellen bestehen in Feldbau und Viehzucht.

Das Klima ist gesund und mild; die Ernte tritt wie im Strohgäu ziemlich früh ein, übrigens einige Tage später als in Hemmingen, dagegen etwas früher als in Leonberg. Hagelschlag kommt selten vor, auch ist der Regen nicht so häufig wie in der Umgegend, da der im Süden der Markung liegende bewaldete Höhenzug eine Wetterscheide bildet. Die Felder liegen meist eben und haben im Allgemeinen einen sehr fruchtbaren, etwas schweren, tiefgründigen Thonboden, der größtentheils Keupermergel und nur in der Richtung gegen Ditzingen, wo der Lehm vorherrscht, Muschelkalk-Dolomit zur Unterlage hat.

Unter diesen günstigen klimatischen und Bodenverhältnissen hat sich bei dem Fleiß der Einwohner die Landwirthschaft auf eine blühende Stufe gehoben, wozu das von dem früheren Pächter Reinhard zu Bergheim, einem tüchtigen Landwirth, gegebene Beispiel viel beitrug. Namentlich wurden verbesserte Geräthe, wie der Suppinger und flandrische Pflug, einfache Joche statt des doppelten u. s. w., eingeführt. Auch wird außer dem gewöhnlichen Dünger sehr häufig die Jauche, zuweilen auch Gyps und Compost zur Besserung des Bodens angewendet.

Im üblichen Dreifeldersystem baut man hauptsächlich Dinkel, Hafer, Gerste, weniger Einkorn, Weizen und Roggen. In der zu 2/3 angeblümten Brache werden Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen, Ackerbohnen und etwas Hanf gezogen; Kraut (Spitzkohl) wird hauptsächlich in Ländern gebaut. Auf einen Morgen rechnet man Aussaat 6 Sri. Dinkel, 4 Sri. Hafer, 3 Sri. Gerste, 4 Sri. Einkorn, 2 Sri. Weizen und 3 Sri. Roggen. Der durchschnittliche Ertrag wird per Morgen angegeben zu 7-8 Schfl. Dinkel, 5-6 Schfl. Hafer, 4 Schfl. Gerste, 5-6 Schfl. Einkorn, 3 Schfl. Weizen und eben so viel Roggen. Dinkel, Hafer und Gerste wird viel nach Außen verkauft; von den Bracherzeugnissen kommen Kartoffeln und von Handelsgewächsen Mohn zum Verkauf. Die höchsten Ackerpreise sind 400 fl.; die mittlern 300 fl. und die geringsten 100 fl. per Morgen.

Die Wiesen, welche nicht bewässert werden können, geben in mehr nassen als trockenen Jahrgängen reichlichen Ertrag. Der Morgen liefert

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_265.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)