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in Maulbronn und des Stifts in Tübingen, in Letzterem ein Schüler des Astronomen Mich. Möstlin, bildete sich zu einem der größten Mathematiker und Astronomen, dessen Entdeckungen die Astronomie großentheils ihre jetzige Ausbildung verdankt. Gestorben nach wechselvollem, durch mancherlei Drangsale getrübten Leben in kaiserlichem, zuletzt in herzoglich friedländischem Dienste, in Regensburg (wo ihm in neuerer Zeit ein Denkmal errichtet wurde) den 5. Nov. 1630 (vergl. Joh. Kepler's Leben von J. L. v. Breitschwert; Stuttgart 1831. Über die nicht begründeten Ansprüche, welche Magstadt machte, seine Vaterstadt zu seyn, siehe Schwäb. Chronik vom 24. Febr. 1848).

Jos. Ant. Gall, Sohn eines Handelsmanns und um die Stadt ungemein verdienten Bürgermeisters, geb. den 27. März 1748, auf der Universität Heidelberg für die Rechte und die Theologie und hierauf in Bruchsal für die letztere ausschließlich ausgebildet, als Katechet an der k. k. Normalschule in Wien angestellt 1774, k. k. Hofkaplan 1778, Pfarrer in Burgschleinitz 1779, Oberaufseher der Schulen Niederösterreichs 1780, Domherr und Scholasticus bei der Hauptkirche in Wien 1787, Bischof von Linz durch Kaiser Joseph II. 1789, gestorben als solcher den 18. Juni 1807. Ein aufgeklärter Theologe, Stifter des Linzer Priesterseminariums, überhaupt verdienstvoller Oberhirte. (Vergl. Provence Biographie des Herrn Jos. Ant. Gall, weiland Bischof zu Linz. Linz 1808. 8.)

Was die Vermögensumstände der Einwohner betrifft, so sind Einzelne wohlhabend, die Mehrzahl aber minder bemittelt; reiche örtliche Stiftungen reichen den Armen so viel, daß der Bettel verhindert wird. Die Hauptnahrungsquellen sind Ackerbau, Viehzucht und Gewerbe; beinahe jeder Bürger treibt neben der Landwirthschaft irgend eine Profession.

Die ziemlich ausgedehnte Markung ist sehr bergig und außer dem Würmthal noch von mehreren, minder bedeutenden Thälern durchzogen; neben diesen ungünstigen Terrainverhältnissen sind die Felder an sich zum größeren Theil ziemlich unfruchtbar, indem sie theils einen schweren Thon-, theils einen leichten, kalkhaltigen Boden haben, welch letzterem losgewordene, den Ackerbau erschwerende Muschelkalksteine in Menge beigemengt sind. Westlich der Stadt im Thale gegen Simmozheim treten die rothen Schieferletten des bunten Sandsteins in unbedeutender Ausdehnung auf und bilden dort einen schweren, thonigen Dinkelboden.

Das Klima ist gesund und wenn auch nicht gerade rauh, schaden dennoch Frühlingsfröste nicht selten den Obstbäumen und anderen Gewächsen. Hagelschlag kommt nicht häufig vor. Trotz dieser für die Landwirthschaft ziemlich ungünstigen natürlichen Verhältnisse hat sich dieselbe doch durch Fleiß und Umsicht der Einwohner auf eine

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 250. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_250.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)