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dieser Altersklasse, während im Oberamt nur 73, im ganzen Lande 76 auf 1000 Einwohner kommen.

Schon in frühen Zeiten war Weil die Wiege ausgezeichneter Männer, und auch heutzutage gibt sich ein gewisser Grad intellectueller Begabtheit der Eingebornen in den guten Fortschritten der Schuljugend kund. Von berühmten Männern, welche in Weil der Stadt geboren wurden, nennen wir:

Heinrich Steinhöwel [d. i. Steinheil], geb. 1420, ein Verwandter des trefflichen Arztes Joh. Widmann, genannt Maichinger, promovirte in Padua in der Medizin 1442, wurde Stadtarzt in Eßlingen, später in Ulm und starb 1496. Er machte sich bekannt als Schriftsteller im Fache der Medizin (schrieb über die Pestilenz); besonderes Verdienst um die deutsche Sprache erwarb er sich aber durch Übersetzung mehrerer Schriften, z. B. Aesop’s, Boccaccio’s, einer Chronik (Serapeum 1846, 220) und hat in dieser Beziehung in der Literärgeschichte des 15. Jahrhunderte einen glänzenden Namen.

Paul Scriptoris, geboren gegen die Mitte des 15. Jahrhunderts, in Paris gebildet, Guardian des Minoriten-Klosters zu Tübingen und erster Lehrer der Mathematik daselbst, welcher durch seine Vorlesungen über dieses Fach sowohl, als über Duns Scotus großen Beifall erntete. Bald wurde er Märtyrer einer besseren theologischen Lehrart, verlor seine Guardiansstelle und starb nach öfterem Aufenthaltswechsel im Jahr 1504 in Kaisersberg, gerade als er dem Rufe zu einer theologischen Lehrstelle zu Toulouse zu folgen sich entschlossen hatte (Moser, Vitae prof. Tubing. ord. theol. 60-68).

Johannes Brenz, geb. den 24. Juni 1499, Sohn des hiesigen Stadtschultheißen, auf der Hochschule in Heidelberg gebildet, 1520 Canonicus an der Heidelberger h. Geistkirche, 1522 als Reformator und Prediger nach Schwäbisch Hall berufen, bei vielen Religionsverhandlungen, namentlich beim Augsburger Reichstag von 1530 thätig, von Herzog Ulrich von Württemberg 1537 bei Einführung der Reformation verwendet, 1552 durch Herzog Christoph Stiftsprobst zu Stuttgart, als solcher gestorben den 11. September 1570 und in der Stuttgarter Stiftskirche begraben. Ein großer Theologe, auch trefflicher Prediger, Verfasser ausgezeichneter Bibelkommentare, (Jul. Hartmann und K. Jäger, Johann Brenz. Bd. 1. 2. Hamburg 1840—42. 8°.)

Joh. Kepler, geb. den 27. Dezember 1572. Sein Vater, Heinrich Kepler, verließ nicht lange nach der Geburt dieses Sohnes seine Familie und focht unter Herzog Alba gegen die Belgier; später wurde er Wirthschaftspächter zu Ellmendingen im Badischen, zuletzt nahm er östreichische Kriegsdienste gegen die Türken. Der Sohn, ein Zögling der Klosterschulen

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_249.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)