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ein hohes Alter erreichen, sind fleißig, einfach, sparsm und kirchlich gesinnt, mehrere jedoch der Swedenborgischen Lehre zugethan. Als besonderer Charakterzug der Rutesheimer wird Wißbegierde und große Anhänglichkeit an das Altherkömmliche bezeichnet, welche Neuerungen wenig Eingang gestatte. Ihre Vermögensumstände gehören im Allgemeinen zu den besseren, doch sind Manche in Folge des Brandes durch kostbares Bauen in ihren ökonomischen Verhältnissen etwas zurückgekommen. Außer den Haupterwerbsquellen, in Feldbau und Viehzucht bestehend, finden manche Einwohner auch Verdienst durch Straßen- und Waldarbeiten.

Die ziemlich ausgedehnte Feldmarkung ist im Allgemeinen eben und nur von einigen unbedeutenden Thälchen und Einteichungen durchzogen. Von dem etwas höher gelegenen nördlichen Theil der Gemarkung genießt man auf einzelnen Punkten, wie auf dem Hennenhäusle und dem Burgfeld, eine sehr schöne Aussicht an die Alp.

Der Boden ist ziemlich verschieden, im Osten besteht er vornehmlich aus einem fruchtbaren Diluviallehm, dem die Mergel der Lettenkohlengruppe zur Unterlage dienen; im südlichen, westlichen und nordwestlichen Theil ist derselbe minder ergiebig und hat häufig Muschelkalk zur Unterlage, welcher sich in zahllosen Bruchstücken auf der Oberfläche zeigt und um den Bau des Feldes zu erleichtern, zusammengelesen und aufgehäuft werden muß. Im Allgemeinen kann der Boden eher schwer als leicht und ziemlich fruchtbar genannt werden. Die gewöhnlichen Cerealien und Obstsorten gedeihen gut, auch Bohnen und Gurken kommen noch fort; früher wurde sogar Weinbau getrieben, was die nördlich vom Ort vorkommenden Flurbenennungen „wüste Weingärten und unter der Wengerthalde" nachweisen.

Die Landwirthschaft ist verhältnißmäßig noch etwas zurück, doch sind in neuerer Zeit von Einzelnen zweckmäßige Düngerstätten angelegt und verbesserte Pflüge angeschafft worden. Zur Besserung der Felder bedient man sich neben dem gewöhnlichen Stalldünger auch des Pferchs, der Jauche und des Gypses.

Im Dreifeldersystem baut man die gewöhnlichen Getreidearten und in der mäßig benützten Brache Kartoffeln, Futterkräuter, Angersen und etwas Hanf; letzterer wird überdieß noch in besonderen Ländern in großer Ausdehnung gezogen. Auf den Morgen rechnet man Aussaat an Dinkel 6 Sri., an Hafer 4 Sri., an Gerste 3-4 Sri., an Roggen 3-4 Sri. und ebensoviel an Weizen; der durchschnittliche Ertrag wird per Morgen zu 8-9 Schfl. Dinkel, 4-5 Schfl. Hafer, 3-4 Schfl. Gerste, 3 Schfl. Roggen und 3-4 Schfl. Weizen angegeben. Der höchste Preis eines Morgens Acker ist 600 fl., der mittlere 300 fl. und der geringste 50 bis

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_233.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)