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5) Eine weibliche Figur, Jungfrau Margaretha von Anweil, † d. 15. Sept. 1603.

6) Friedrich Heinrich v. Harling, † d. 13. Febr. 1737, in seinem 11ten Jahr. Er war ein Sohn des August Friedrich von Harling, Kammerherrn und Oberst-Lieutenant, welcher das Rittergut zu Münchingen von seiner Stieftochter erkaufte (s. unten), und ist somit der erste von der Harling'schen Familie, der in die Gruft zu Münchingen eingesenkt wurde.

In dem Triumphbogen zwischen Schiff und Chor hängt das aus Holz gefertigte Bild des Gekreuzigten, welches laut Inschrift 1692 von Schultheiß Schmalzried dahin gestiftet wurde.

An der Westseite steht der viereckige, massive, übrigens nicht hohe Thurm, der nach seiner Bauart mit rundbogigen Fenstern, einer früheren Periode als die Kirche selbst angehört. Von den 3 Glocken steht auf der größern die Jahrzahl 1727, auf der mittlern 1761 und auf der kleinsten 1838. Die Unterhaltung der Kirche hat die Stiftungspflege; bei größeren Bauten tritt die Gemeindepflege in’s Mittel.

Der ummauerte Begräbnißplatz liegt südlich vom Ort, an der Straße nach Weil d. D.; er wurde 1840-41 dem frühern gegenüber mit einem Aufwand von 1000 fl. angelegt.

Das nur 70 Schritte von der Kirche an der Hauptstraße angenehm gelegene Pfarrhaus, mit gepflastertem Hof und großer Scheune, ist in seinem Innern gut erhalten, das Äußere dagegen minder ansprechend. Die Baulast hat die hier gefällberechtigte königl. Hof-Domänenkammer. Zunächst der Kirche steht das im Jahr 1842 bedeutend vergrößerte und verschönerte Schulhaus mit Lehrerwohnung. An der Schule unterrichten 1 Lehrer, 1 Unterlehrer und 1 Lehrgehilfe; übrigens besteht neben der Volksschule eine Industrieschule und eine Kleinkinderschule; letztere, 1844 errichtet, wird theils aus den öffentlichen Kassen, theils durch milde Beiträge unterhalten. Unfern des Schulhauses, an der Hauptstraße des Orts, liegt, von allen Seiten frei, das sehr ansehnliche, 1687 erbaute Rathhaus; es hat einen Erker auf der nordwestlichen Ecke und auf dem nördlichen Giebel ein Thürmchen mit Glocke. In dem massiven Unterstock befindet sich die Kelter und eine Mostbereitungsanstalt; letztere wird durch Pferde oder Ochsen getrieben und mahlt in etwa 12 Stunden 500 Sri. Obst. Im nördlichen Theil des Orts befinden sich die ursprünglich von Münchingen’schen, später von Harling’schen Schloßgebäude, welche 1843 in den Besitz des Waldhornwirths Schmazlried, nebst 187 Morgen Güter, für 104.000 fl. käuflich übergingen. Sie bestehen aus dem alten und neuen Schloß, nebst mehreren Ökonomie-Gebäuden, die zusammenhängend einen beinahe viereckigen Hofraum umschließen und rings mit

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_211.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)