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Stockwerke die Wohnung des Ortsvorstehers nebst dem Gerichtszimmer; der obere Stock ist für den Ortsgeistlichen eingerichtet, der übrigens seit 1849 in dem Töchter-Institut (s. unten) wohnt. Das der Gemeinde gehörige Schulhaus, in dem zugleich die Lehrerwohnung sich befindet, steht in der Schloßgasse; an der Schule unterrichtet nur 1 Lehrer.

Außer dieser Volksschule bestehen schon im allgemeinen Theil (oben S. 62) erwähnte Erziehungs- und Bildungsanstalten, welche hauptsächlich auswärtige Pfleglinge und Zöglinge gegen mäßigen Kosten-Ersatz aufnehmen, und zwar: 1) Das in dem ehemaligen v. Münchingen’schen Wohngebäude befindliche Knabeninstitut, welches 1819 von J. Kullen gegründet wurde und 1848 in die Hände des Inspektors G. Pfleiderer überging. Die Anstalt, an welcher der Inspektor und 4 Lehrer Unterricht ertheilen, zerfällt in 2 Abtheilungen, in die humanistische und in die realistische. 2) Das höhere TöchterInstitut, in einem ansehnlichen, auf dem Schloßplatz gelegenen Gebäude, seit 1821 eingerichtet; nach dem Tode des Vorstehers J. Kullen, 1842, wurde von der Gemeinde, als Eigenthümerin des Instituts, dessen Leitung dem jeweiligen Pfarrer und die Besorgung des finanziellen Theils dem jeweiligen Ortsvorsteher übertragen. Im Frühjahr 1849 übernahmen der Pfarrer und seine Gattin die Hauseltern-Stelle und besorgen nun mit 8 Lehrerinnen und einer Gehilfin die Erziehung, den Unterricht und die Verpflegung der Zöglinge. Unabhängig von diesem Institut besteht noch 3) unter Privat-Leitung eine Mittelanstalt, in der Unterricht in den weiblichen Arbeiten ertheilt wird.

Zwecken der Wohlthätigkeit sind gewidmet: 1) Die Kleinkinderrettungs-Anstalt, in der gegenwärtig etwa 70 Kinder untergebracht sind, das Local derselben liegt frei und angenehm südlich vom Ort; durch den erstmaligen Ortsvorsteher Hoffmann angeregt und betrieben, wurde mittelst mildthätiger Beiträge des In- und Auslandes im Jahre 1823 die Hälfte des gegenwärtigen Gebäudes errichtet und die Anstalt am 9. November eingeweiht. Im Sommer 1825 wurde dann die zweite Hälfte des Hauses ausgebaut, in welchem nun bis auf den heutigen Tag zum Segen und Heil Vieler gewirkt wird. 2) Eine nun in der Dizinger Gasse gelegene weitere Kleinkinderrettungs-Anstalt, wie die eben erwähnte, Eigenthum der Gemeinde, wurde im Jahr 1829 ebenfalls auf Antrieb des Vorstehers Hoffmann auf der Schlotwiese (Zuffenhauser Markung) gegründet und 1846 von da nach Kornthal verlegt; in ihr werden Kinder von 3–6 Jahren verpflegt; vom sechsten Jahre an werden die Kinder nach Wilhelmsdorf gebracht, wo sie bis zum zehnten bleiben und dann wieder nach Kornthal in die Rettungsanstalt für ältere Kinder zurückkehren. 3) Das an der Stuttgarter Straße liegende Wittwenhaus wurde 1831 für unbemittelte christliche Wittwen erbaut; in demselben

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_177.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)