Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

allgemeinen Theil (oben S. 43) gedacht. Überdieß wird durch eine demselben Besitzer gehörige Baumschule die Obstzucht wesentlich gefördert.

Die Gemeinde ist im Besitz von etwa 500 Morgen Laubwaldungen, welche bei 30jährigem Umtrieb jährlich 125–130 Klafter und etwa 4000 Stück Wellen abwerfen; hievon erhält jeder Bürger in der Regel 1/2 Klafter und 25 Stück Wellen, der Rest kommt zum Verkauf und gewährt etwa 1000 fl. Erlös.

Eigentliche Weiden sind ungefähr 30 Morgen vorhanden, auf diesen, wie auf der Brach- und Stoppelweide hat die Gemeinde und der Freiherr von Varnbüler gemeinschaftlich das Recht, Schafe laufen zu lassen; die Weiden tragen der Gemeindekasse jährlich gegen 600 fl. ein.

Was die Viehzucht betrifft, so werden zwar Pferde gehalten, aber nicht eigentlich gezüchtet. Dagegen ist die Rindviehzucht ausgezeichnet; sie beschäftigt sich mit einer guten, meist rothbraunen Landrace, welche durch Haltung vorzüglicher Farren, die der Gemeinde obliegt, immer noch verbessert wird. Mit Mastvieh wird ein bedeutender Handel nach Stuttgart, Ludwigsburg und in das Großherzogthum Baden getrieben. Eine Käserei besteht im Ort und überdieß kommt viele Butter zum Verkauf.

Etwa 700 Stücke feine Bastardschafe, wovon die eine Hälfte dem Pachtschäfer des Freiherrn v. Varnbüler, die andere den Ortsbürgern gehört, laufen auf der Markung und finden im Ort Überwinterung; die Wolle wird nach Kirchheim zu Markt gebracht.

Schweine werden meist auswärts aufgekauft, gemästet und theils im Ort verbraucht, theils in Handel gebracht.

Die Bienenzucht ist nicht sehr ausgedehnt, übrigens mehr im Zu- als im Abnehmen begriffen.

Von Gewerben ist eine Ziegelhütte, zwei Schildwirthschaften, eine Handlung und ein Kramladen zu nennen; die gewöhnlichen Professionisten sind vorhanden und dienen meist nur den örtlichen Bedürfnissen, mit Ausnahme einiger Schmiede und Wagner, welche auf Anrathen des im Allgemeinen um die Landwirthschaft verdienten, jetzt pensionirten freiherrlichen Gutsverwalters Gutbrecht, Flanderpflüge zu verfertigen unternommen haben, die von der Umgegend gesucht sind.

An der bestehenden Volksschule unterrichten ein Schulmeister und ein Lehrgehilfe. Als Gemeindeanstalt ist ein Backhaus eingerichtet, die frühere Ortskelter wurde schon im Jahr 1815 zu einem Schafhaus umgewandelt.

Vicinalstraßen gehen nach Schwieberdingen, Hochdorf, Heimerdingen und Schöckingen.

Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_161.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)