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Von Klöstern waren begütert das Kloster Lorsch seit 797, 814, 817 (Cod. Laur. nr. 3555, 3554, 3556), das Kloster Hirschau seit c. 1100; dieses erhielt namentlich um 1140 von Adalbert von Dertingen, ferner unter Abt Mangold 1157–65 mehrere Jaucharte hiesiger Weinberge (Cod. Hirs. 34. 66. 83) und das Kloster Bebenhausen. Von letzterem ertauschte das Kloster Reichenau im Jahr 1226 hiesige Güter gegen Besitzungen in Echterdingen und belehnte damit die Grafen Konrad und Friedrich von Zollern, welche vorher mit den abgetretenen Echterdingischen Besitzungen belehnt gewesen waren, dieses letztere Lehen aber Behufs des Austausches dem Reichenauer Abte aufgesendet hatten. Wie früher in Echterdingen, so jetzt in Gerlingen, verliehen im genannten Jahre die Grafen von Zollern die Güter wieder als Afterlehen zunächst an Rudolf Hacgo (ohne Zweifel von Hoheneck bei Ludwigsburg), dieser wieder an die Ritter Rudolf Albert und Werinher von Richtenberg (auf dem Asperg).[1]

Im Jahr 1648 machte hier ein Weingärtner, Joh. Keyl, Aufsehen, welcher sich göttlicher Offenbarungen und engelischer Erscheinungen rühmte, den Untergang von sieben Städten verkündigte und dem Herzog Eberhard III. zum Wahrzeichen drei blutige Reben zu liefern versprach, welche er aber selbst mit Blut bestrichen. Er wurde endlich in Haft gebracht und als Betrüger mit Ruthen gehauen und des Landes verwiesen.

Als einen Theil der Markung Gerlingen ist besonders zu erwähnen:


Solitude.

K. Domäne, Sitz des Försters vom Revier Solitude. Auf einem Gebirgsrücken, der sich 1733 württ. Fuß über das Meer erhebt, liegt 11/2 Stunden südöstlich von Leonberg und 13/4 Stunden nordwestlich von Stuttgart das weithin sichtbare Schloß Solitude mit seinen Nebengebäuden. Das Ganze ist eine Schöpfung Herzog Karl’s, welcher einen über 800 Morgen großen Wald unfern der sogenannten fünf Eichen[2] ausroden – und in den Jahren 1763–1767 das Lustschloß mit den übrigen Gebäuden, nach dem Plan eines gewissen Weihing, erbauen ließ. Die nun weggenommene Inschrift des Schlosses besagte den ursprünglichen, vom Stifter bald wieder verlassenen Zweck des Gebäudes:


  1. Orig. Urk. Abt Heinrichs von Reichenau im Bebenhauser Archiv in Carlsruhe; Stälin, Wirt. Gesch. 2, 788, vergl. mit der Urk. Graf Friedrich’s von Zollern bei Stillfried Mon. Zoller 1, 34, wo curia Geringen statt curia Beringen zu lesen.
  2. Nach fünf riesenhaften, aus einem Stamm erwachsenen Eichen so genannt; die eigentliche Benennung des Waldes ist „Malmstall.“
Empfohlene Zitierweise:
Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_133.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)