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Der frühere Begräbnißplatz, um die Kirche gelegen, wird gegenwärtig als Baumschule benutzt; er ist mit einer festen, zum Theil mit einem Umlauf versehenen Mauer umgeben. Im Jahr 1833 wurde statt desselben ein Gottesacker außerhalb des Orts an der Straße nach Rutesheim mit einem Aufwand von 900 fl. angelegt.

Das Pfarrhaus, dessen Unterhaltung dem Staat zusteht, liegt frei und angenehm in der Nähe der Kirche; es wurde 1820 verändert. Zunächst der Kirche, an die Kirchhofmauer anstoßend, steht das Schulhaus mit Lehrerwohnung, ein altes Gebäude, das 1824 erweitert wurde, aber wie das Rathhaus nicht im besten baulichen Zustande sich befindet. An der Schule unterrichten 1 Lehrer und 1 Lehrgehilfe; eine Industrieschule besteht seit 1833, ein Gemeindebackhaus seit 1844 und ein Gemeindewaschhaus seit etwa 15 Jahren.

Grundherr ist der Staat, der bisher auch den großen Zehenten auf der Markung zu beziehen hatte, den kleinen Zehenten und von 60 Morgen den Zehenten im Haferfeld hatte die Pfarrei, den Zehenten von einem Distrikt von 12 Morgen aber die Meßnerei anzusprechen.

Die Einwohner sind fleißig, in der Mehrzahl aber arm und verschuldet; sie zeigen einen besonderen Hang zum Sektenwesen, viele gehören dem strengen Pietismus an und eine ziemliche Anzahl bekennt sich zur Swedenborg’schen Lehre. Die Erwerbsquellen der Einwohner sind Feldbau und Viehzucht. Übrigens ist die nicht sehr ausgedehnte Feldmarkung, welche von dem Strudelbach-Thal und mehreren kleinen Seitenthälchen desselben durchzogen wird, meist uneben und hat einen theils steinigen, kalkhaltigen, theils schweren, mittelfruchtbaren Boden, der Muschelkalk zur Unterlage hat und in nassen Jahrgängen ergiebiger ist, als in trockenen. Das Klima ist nicht gerade rauh, dennoch schaden Frühlingsfröste im Thale häufig und die Ernte tritt um vierzehn Tage später als im Strohgäu ein; Hagelschlag gehört zu den Seltenheiten.

Auf der Markung liegen 2 Lehmgruben und 1 Muschelkalksteinbruch.

Der Ackerbau wird nach dem Dreifeldersystem ziemlich gut betrieben; verbesserte Pflüge finden übrigens wegen des steinigen Bodens weniger Eingang, als in andern Orten, dagegen sind zweckmäßig angelegte Düngerstätten mit Güllenlöchern sehr häufig. Zur Besserung des Bodens wird außer dem gewöhnlichen Stalldünger die Jauche, der Pferch, etwas Gyps und Compost angewendet. Von den gewöhnlichen Getreide-Arten baut man besonders viel Dinkel und Hafer, weniger Gerste, Einkorn, Roggen, Weizen und außer diesem noch Ackerbohnen. In der zu 1/3 angeblümten Brache werden Kartoffeln, meistens aber Futterkräuter gebaut, welche gut gedeihen und deren Anbau

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_118.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)