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der geistlichen Eintheilung der Ruralcapitel auf die geographisch-politische, die Gaue, sehr gewagt sind.[1] Würden Ruralcapitel und Gaue sicher congruiren, so hätten wir in den unten aufzuzählenden Orten des Ruralcapitels Markgröningen die glemsgauischen Orte des Oberamts, in den Orten des Ruralcapitels Weil der Stadt die zu diesem Oberamt gehörenden Orte des Würmgaues, und in den zum Ruralcapitel Pforzheim gehörigen Dörfern Mönsheim und Wimsheim die Enzgauorte.

Am längsten von den einschlägigen Gaunamen hat sich der Glemsgau erhalten; derselbe kommt als Lagebezeichnung noch am Schlusse des Mittelalters vor (Heyd, Geschichte der Stadt Markgröningen, S. 2), zur Zeit wo in den übrigen Landestheilen die Gaunamen fast ganz erloschen sind.

Die am frühesten genannten Orte des Bezirkes sind: Rutesheim 767, Ditzingen 769, Hirschlanden 769, Höfingen 775, Gerlingen 797, Heimerdingen 798, Münklingen 862, Heimsheim 965, Malmsheim, Merklingen, Weil d. St. sämmtlich 1075, Dulcheshausen (abgegangener Ort bei Leonberg), Eltingen, Friolzheim, Gebersheim, diese vier um 1100, Warmbronn um 1105, Renningen um 1120, Mauerhof, Mönsheim, Münchingen um 1140, Ihinger Hof um 1170. Die Kenntniß dieses Vorkommens verdankt man den Urkunden des Klosters Lorsch an der Bergstraße und des Klosters Hirschau.

Im Glemsgau und im Enzgau werden nur ein einziges Mal Grafen erwähnt, i. J. 902, im ersten Gau Gozbert, im zweiten Walaho (Cod. Laur. Nro. 56); über die Zuordnung derselben Grafen zu bestimmten Familien fehlen alle Anhaltspunkte.

Im Allgemeinen mochte die Grafschaft über den größten Theil der Einwohner des Bezirks dem im 11ten Jahrhundert von der Burg Calw sich nennenden Grafengeschlecht gehören, von dem sich ein sehr alter Zweig Grafen von Ingersheim schrieb, und eine spätere Nebenlinie sich Grafen von Vaihingen nannte. Die Hauptlinie dieser Grafen erlosch indeß schon in der zweiten Hälfte des 13ten Jahrhunderts; als später die Geschichte etwas aufgehellter wird, waren schon ihre Rechts-Nachfolger in diesen Besitz eingetreten.

Zu den Letzteren gehörten durch die Ehe Graf Sigmunds von Zweibrücken mit der Tochter des letzten Grafen von Calw, welche sich Gräfin von Zavelstein nannte (Stälin, Wirt. Gesch. 2, 367), die Grafen von Zweibrücken.

Wenn die Söhne genannten Sigmunds, die Grafen Heinrich und

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Karl Eduard Paulus: Beschreibung des Oberamts Leonberg. J. B. Müller’s Verlagshandlung, Stuttgart 1852, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OALeonberg_074.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)
  1. Rutesheim, (s. oben), ein Enzgauort und doch zum Ruralcapitel Markgröningen gehörig, würde nicht hiezu stimmen, vorausgesetzt, daß im Lorscher Codex kein Irrthum unterläuft.