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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn

und Rothenburg ob der Tauber hinziehen, und bietet an manchen Stellen durch die Fernsichten gegen Süden und Südwesten und die Ansichten der nächsten Gebirgspartien ansprechende Punkte. Der Gemeindebezirk wird von Westen nach Osten von der Nachbarschaftsstraße, welche von Wallhausen bis Leitzweiler in Bayern und nach Brettheim angelegt ist, durchzogen und in den Orten Hengstfeld und Schönbrunn berührt. An Gewässern hat er bloß den Weidenbach, der von Michelbach her gegen Triftshausen, östlich des Orts, vorüberfließt und den kleinen Hengstbach, der von Schönbrunn herkommend sich unfern des Dorfs mit ihm vereinigt. Mit Quellwasser dagegen sind die Orte Hengstfeld, Asbach und Schönbrunn zur Genüge versehen und nur Roßbürg leidet hie und da Mangel, weßhalb dort Cisternen angelegt sind. Auch haben alle diese Orte in Weihern kleine Wassersammlungen zum Gebrauch bei Feuersgefahr. Die Bausteine müssen, weil sich im Bezirk keine Brüche finden, in benachbarten Gemeinden geholt werden, wogegen eine ergiebige Lehmgrube in Hengstfeld gute Ziegelerde liefert, die in der Ziegelei dieses Orts benützt wird. Unter den 126 Haupt- und 110 Neben-Gebäuden sind 6 öffentliche Gebäude. Der Boden, der großentheils von den Gebilden der Lettenkohlenformation bedeckt ist, gehört wegen der Flachgründigkeit der Ackerkrume und des lettigten, undurchlassenden Untergrundes zu den weniger fruchtbaren des Oberamtsbezirks. In den einzelnen Orten auch dieser Gemeinde bestehen Gemeinderechte.

a. Hengstfeld,[1] in ältester Zeit auch Hengesvelt und Hengestfeld geschrieben, evang. Pfarrdorf mit Viehmarktsberechtigung, am Nachbarschaftsweg von Wallhausen nach Michelbach, 31/2 Stunden von Gerabronn entfernt, zählt 584 Einwohner, darunter 1 Katholiken, und 119 Juden. Seine Lage eben und frei, gegen Osten etwas geneigt, gewährt nach allen Richtungen einen mitunter ausgedehnten Überblick über die Umgegend. Der Dachtrauf des nicht hohen Kirchthurms liegt 1662 württemb. oder 1465,8 pariser Fuß über dem Meer. Der Ort, längs einer breiten Straße angelegt und außer dieser nur noch mit 2 Nebengäßchen versehen, ist weitläufig gebaut und besteht aus theils ansehnlichen, steinernen Häusern, theils aber auch armseligen Gebäuden, welche die Dürftigkeit eines Theils der Einwohner verkünden.

Dem Staat gebührt an Zehenten der Neubruchzehente ganz, vom großen, kleinen und Blut-Zehenten die Hälfte und der Heuzehente auf einigen Wiesen. Die andere Hälfte des großen, kleinen


  1. Müzel Vita et acta Lamberti Hengstfeld reformati. Rotenburg 1756.
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Christian Ludwig Fromm: Beschreibung des Oberamts Gerabronn. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1847, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGerabronn0150.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)