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erschreckliche Thaten und Handlungen der LXIII Hexen und Unholden, so zu Wiesenstaig mit dem Brandt gericht worden seindt. Anno MDLXIII Jar.“ 4°, in welcher Schrift eine Reihe der abenteuerlichsten Verbrechen diesen Hexen Schuld gegeben wird. – Der St. Hubertusschlüssel, welcher in den gräflichen Zeiten bei den Kindern der Hexen angewendet wurde, ist noch heut zu Tage in Wiesensteig aufbewahrt. – Noch gegenwärtig ist der Glaube an Hexen groß. Zum Aberglauben gehört auch die Sage vom Breithut (von seinem breitrandigen Lederhut so genannt), welcher zur Weihnachtzeit aus der Blaubeurer Herrschaft durch Hohenstadt auf einem, von 4 schnaubenden schwarzen Rossen bespannten Wagen unter furchtbarem Peitschengeknall daherzieht.

Die Gemeinde besitzt, nach Abtrag früherer Schulden, 2132 fl. Kapitalien, 1003 Morgen Weide und 1694 Morgen Waldung. Die Einnahmen der Gemeindepflege betragen etwas über 5000 fl. Jeder Bürger erhält jährlich 2 Klafter Holz sammt Reisach und 2–3 Ackertheile. In der Herrschaft Wiesensteig setzte eine alte Stiftung einer Gräfin von Helfenstein jeder armen Kindbetterin Wein aus, und zwar 2 Maß alten Wein in der Stadt, 1 Maß im Gebiet. Diese Stiftung wird nun in Geld ausgetheilt, und zwar 40 kr. in der Stadt. Eine Brodstiftung, gleichfalls von einer Gräfin von Helfenstein herrührend, wurde früher unter dem Portale des Schlosses gereicht, später in Geld verwandelt. Das königl. Kameralamt zahlt beide Stiftungen aus.

Der Spital hat ein Vermögen von 114.000 fl. und etwa 6000 fl. jährliche Einkünfte; neben Unterstützung der Armen in der Stadt und in der Umgegend an Geld und Medizin liegen auf ihm die Besoldung der Verwalter, der Lehrer und der Ärzte und die Erhaltung des Spitalgebäudes und des Schulhauses. Urkundlich kennt man seit dem Jahre 1364 Stiftungen an diesen Spital. Zum Spitale gehört das Armenhaus, worin gänzlich unbemittelte Personen Wohnung finden; ferner das Siechen- (früher Leprosen) Haus vor der Stadt, an der Straße nach Geislingen.

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_267.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)