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von welcher man eine schöne Aussicht genießt, liegt die Kapelle St. Patriz mit einem Meßnerhaus. In ihr wird am Markustage und am Montage nach der Kirchweihe öffentlicher Gottesdienst gehalten.

In dem nahen Colmannswalde stand die nach Böhmenkirch gehörige Kapelle des h. Colomanns, des wunderthätigen Pferdepatrons, dessen Bild beim Abbruch der Kapelle im Jahre 1799 in die Pfarrkirche versetzt wurde. Neben der Kapelle wohnte noch im vorigen Jahrhundert ein Einsiedler. Ehmals wurden am Pfingstmontag 4–500 Pferde zur Colmanns-Kapelle gebracht und dreimal um die Kapelle geritten. Am genannten Tage wurde von 7–10 Gemeinden mit Fahnen eine große Wallfahrt dahin gemacht, sodann von einem Pfarrherren zu Böhmenkirch eine Predigt und Hochamt gehalten und das Haupt des h. Colmanns vor die Kirchthüre auf einen Tisch gestellt, an welchem alle dem Gottesdienst Anwohnenden vorübergingen und opferten. Dabei ward auch ein von vielen Krämern besuchter Markt gehalten. Seit Versetzung des h. Colmanns wird das Fest, welches freilich seinen alten Glanz ganz verloren hat, am Pfingstmontag in Böhmenkirch gefeiert, auch Krämermarkt gehalten.

Böhmenkirch erscheint zuerst im Jahre 1275. Ein Cunradus de Boemikirche et Fridericus filius domini Cunradi de B. cives Gamundienses sind Zeugen am 12. Oktober genannten Jahres in einer Kloster Lorcher Urkunde. Im Anfang des 14. Jahrhunderts kommt der Ort als Reichsgut vor, im Besitz des Königs Albrecht. Als dieser im Jahr 1302 das Kloster Königsbronn stiftete, auf Gütern, welche ursprünglich den Grafen von Helfenstein gehörten, aber an Albrecht von Rechberg verpfändet waren, löste er die Güter von dem von Rechberg. Da der König aber nicht im Stande war, den Pfandschein mit 800 Mark Silber sogleich zu bezahlen, so verpfändete er an Rechberg die Burg Hellenstein und den Ort Böhmenkirch (laut Urk. K. Heinrich VII. d. d. Pisa 14 Kal. April 1312. Rex noster praedecessor castrum Herborstein in monasterium ordinis cisterciensis

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_164.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)