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wieder, wie früher, auch nach America, aber jetzt nur durch ein Haus in Biberach, nicht mehr unmittelbar von Geislingern, welche vormals in Amsterdam ein besonderes Waarenlager hatten, und vor dem nordamerikanischen Befreiungskriege Vieles in die neue Welt verkauften), ein anderer Theil wird mit größerem Nutzen an die Durchreisenden abgesetzt, welche von der Zudringlichkeit der Drechslerinnen zu erzählen wissen. Noch bedeutender ist die Ausfuhr an geringeren Holzwaaren, namentlich Federrohren und Ostereiern. Bekannt als Holz- und Beinschnitzer war in früherer Zeit:

Knoll, Wilh. Benoni, † 1764. Ihn machte besonders sein Elfenbeinkunstwerk bekannt, die Leidensgeschichte Jesu sammt Ölberg, welche in Deutschland, der Schweiz, Italien, Holland, England zur Schau getragen, endlich sehr theuer nach England verkauft wurde.

Ein Schüler von ihm, Miller, aus Geislingen gebürtig, welcher im Jahr 1748 bei ihm lernte, ließ sich in Potsdam nieder, wo er sich den Ruf eines ausgezeichneten Knochen- und Elfenbeindrechslers erwarb.

Knoll, Mich., ein Sohn des obigen Knoll, war gleichfalls ein trefflicher Elfenbeinarbeiter. Ein Hauptkunstwerk von ihm ist die Reihe der Kaiser aus dem Hause Österreich, halb erhaben in Elfenbein geschnitzt. Nicolai Reisen Bd. 9. Beil. S. 102–112 gibt ein von ihm mitgetheiltes Verzeichniß von Geislinger Beinwaaren.

Im Jahr 1781 waren in Geislingen 36 Meister, welche in Elfenbein, in Knochen und in Holz arbeiteten; sie hatten übrigens nicht Alle Gesellen und Lehrlinge. Die Knochen wurden ihnen z. B. von München, Lindau und von Straßburg geliefert. Von letzterem Orte waren im Jahr 1780 über 30.000 Stücke nach Geislingen gekommen. Die Zunftbücher der Beindrechsler fangen in der Mitte des 15ten Jahrhunderts an. (Nicolai 9, 154.)

Der jeden Samstag stattfindende Fruchtmarkt ist bedeutend, und es werden jährlich 20.000 Scheffel umgesetzt,

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Christoph Friedrich von Stälin: Beschreibung des Oberamts Geislingen. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen 1842, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:OAGeislingen_124.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)